Stuttgart. Der Autobauer Daimler schwört die Aktionäre und Mitarbeiter auf ein schwieriges Jahr ein: Konzernchef Zetsche kündigte auf der Hauptversammlung einen strikten Sparkurs an. Kündigungen sind nicht mehr ausgeschlossen. Auch die Aktionäre bekommen eine deutlich geringere Dividende.

Angesichts der «Jahrhundertkrise» hat Daimler-Chef Dieter Zetsche den rigiden Sparkurs des Stuttgarter Autobauers bekräftigt und auch Entlassungen nicht ausgeschlossen.

Bei der Hauptversammlung in Berlin stimmte Zetsche die Aktionäre am Mittwoch auf tief rote Zahlen im ersten Quartal und eine schlechte Entwicklung im Gesamtjahr ein. Die Dividende soll von 2 Euro im vergangenen Jahr auf 0,60 Cent sinken. Gleichzeitig kündigte Zetsche verstärkte Forschung an, um nach der Krise mit umweltfreundlicheren Modellen wieder Boden zu gewinnen.

Zur Hauptversammlung der Daimler AG waren nach Unternehmensangaben rund 6.600 Anteilseigner zusammen gekommen. Aktionärsvertreter übten in der Debatte teils heftige Kritik am Krisenmanagement des Vorstands und an einer zu wenig umweltfreundlichen Fahrzeugflotte. Zum Beispiel im Vergleich zu BMW sei man ins Hintertreffen geraten.

Vor dem Kongresszentrum ICC demonstrierten Umweltschützer für sparsamere Autos und Gewerkschafter gegen die vom Management angekündigten Einschnitte, die Zetsche zufolge Einsparungen von insgesamt «mehreren Milliarden Euro» bringen sollen.

"Substanzieller Beitrag der Arbeitnehmerseite"

Der Vorstandschef sagte, sollte die Krisendynamik anhalten, könne er im «äußersten Fall» auch Entlassungen nicht ausschließen. «Um diesen äußersten Fall zu verhindern, werden wir unsere Maßnahmen auf anderen Gebieten nochmals verstärken. Mit Beginn des zweiten Quartals seien die laufenden Kosten bereits drastisch verringert worden. Nun sollten in der Verwaltung im laufenden Jahr noch einmal 500 Millionen Euro eingespart werden. Zudem würden IT-Projekte und der Neubau des Verwaltungshochhauses in Stuttgart sowie «bestimmte zusätzliche Fahrzeugprojekte» zurückgestellt.

Für die Belegschaft hatte der Konzern bereits drastische Sparmaßnahmen angekündigt, die die Personalkosten um zwei Milliarden Euro drücken sollen. «Klar ist: ohne einen substanziellen Beitrag auch der Arbeitnehmerseite wird es nicht gehen», erklärte Zetsche weiter. Bis Ende April sollen Verhandlungen mit den Gewerkschaften darüber abgeschlossen sein.

Düsterer Ausblick

Zetsche räumte auch Fehler ein. Zu Beginn der Krise im vergangenen Jahr hätte man die Produktion vielleicht schneller bremsen solllen, um nicht zu hohe Bestände aufzubauen. «Wir haben hier nicht eine optimale Bremsspur hinlegen können», sagte er.

Für das laufende Jahr nannte Zetsche in seinem düsteren Ausblick noch keine konkreten Zahlen. Doch kündigte er ein «deutlich negatives Ergebnis» für das erste Vierteljahr und für das Gesamtjahr ein Minus beim Umsatz und Belastungen für das Ergebnis an. Frühestens im zweiten Halbjahr sei damit zu rechnen, dass die Talsohle auf den Automobilmärkten durchschritten sei, sagte Zetsche.

Auf die Kritik von Aktionärsvertretern, dass in der Krise mit verbrauchsstarken und klimaschädlichen Autos schlecht aufgestellt sei, reagierte Zetsche mit dem Versprechen, den Klimagas-Ausstoß der Flotte deutlich zu senken. Von heute 176 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer soll er bis 2012 auf 140 Gramm sinken. Er kündigte massive Investitionen in Forschung und Entwicklung an.

Für 2008 hatte Daimler einen Umsatz von 95,9 Milliarden Euro ausgewiesen. Das operative Ergebnis lag bei 2,7 Milliarden Euro, das Konzernergebnis 1,4 Milliarden Euro. (ap)

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