Berlin. RWE-Chef Peter Terium will die Frauenquote in Führungspositionen drastisch erhöhen. Die Zukunft des Konzerns hänge davon ab, sagte der Manager, der den Essener Konzern seit einem Jahr leitet. In einem zweijährigen Pilotversuch will RWE mehr Frauen in die Aufsichtsräte von 30 Tochterfirmen schicken.

Mit Frauen durch die Krise: RWE-Chef Peter Terium will die Firmenkultur verändern, um den Energiekonzern wieder zukunftsfähig zu machen. „Wir erreichen die führenden Köpfe in der Gesellschaft kaum noch“, beklagte Terium jetzt bei einer Tagung in Berlin. „RWE ist nicht mehr in die Gesellschaft integriert.“ Und: „Unser Führungsstil muss sich ändern.“ In einem zweijährigen Pilotversuch will RWE mehr Frauen in die Aufsichtsräte von 30 Tochter- und Beteiligungsunternehmen schicken.

Durch die Energiewende steht RWE vor einem grundlegenden Wandel: „Unser Geschäftsmodell muss sich gravierend ändern“, so Terium bei einem Diskussionsforum der Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“ (FidAR). Doch um neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten, um RWE „wieder näher an die Gesellschaft heranzurücken“, brauche es ein neues Denken: „In den Köpfen der Führungskräfte bei RWE muss sich etwas ändern.“ Vielfalt sei jetzt gefragt, mehr Frauen, mehr kulturelle Verschiedenheit. Die Zukunft von RWE hänge davon ab.

"Wer entscheidet denn zu Hause über den Stromanbieter?"

Der Niederländer weiß: Moderne Personalpolitik rechnet sich. Wer im Unternehmen auf Vielfalt setzt, kann besser auf Märkte und Kunden reagieren – und die sind immer öfter weiblich. Beispiel: „Wer entscheidet denn zu Hause über den Stromanbieter?“, fragt Terium. „Das sind die Frauen!“

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Mit dem zweijährigen Pilotversuch für mehr Spitzenfrauen könnten 30 bis 40 RWE-Frauen in die Aufsichtsräte kommen, schätzt FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. Die Initiative berät RWE während der Pilotphase. Der Vorteil für RWE: Qualifizierte Frauen werden ans Unternehmen gebunden, gleichzeitig tut der Stromriese etwas für sein öffentliches Image.

Seit fast 20 Jahren mit einer Brasilianerin verheiratet

Seit einem Jahr ist Terium Vorstandsvorsitzender bei RWE. Seit fast 20 Jahren ist der Niederländer mit einer Brasilianerin verheiratet – kulturelle Vielfalt beginne bei ihm „am Frühstückstisch“, sagt er. Seine beiden Teenager, die 14-jährige Tochter und der 16-jährige Sohn, wüchsen auf diese Weise sogar „ohne eine eindeutige kulturelle Herkunft“ auf. Bloß kein starres Denken, soll das heißen. Übertragen auf die Personalpolitik: Wenn etwa Teams gebildet werden, so Teriums Credo, müsse man nicht zwangsweise nach dem bestqualifizierten Mitarbeiter suchen, sondern „nach dem besten fürs Team“.

RWE will weltweit die Frauenquote in den Führungsetagen bis 2018 auf 22 Prozent nahezu verdoppeln – heute liegt sie bei mageren 12,3 Prozent. „Das wird ein langer und mühsamer Weg“, räumt Terium ein.

Marga Edens, ebenfalls aus den Niederlanden, kümmert sich bei RWE um personelle Vielfalt. Sie hat die „mentalen Modelle“ ihrer Kollegen analysiert – heißt: sie hat nachgeforscht, wie die Belegschaft in Sachen Frauenförderung tickt. Dabei kam heraus: „Viele Männer in unserem Unternehmen denken tatsächlich: Frauen können eigentlich nicht führen.“ Das soll sich jetzt ändern. Atomkraft ist out – Frauenpower ist in.