Berlin. . Wegen des langen Winters stiegen die Preise für Obst und Gemüse bis Mai an, die Flutwelle sorgte für Ernteausfälle. Frükkartoffeln konnten nicht wie üblich gepflanzt werden, die Spargelsaison fiel ins Wasser. Nun setzen die Landwirte auf ein besseres zweites Halbjahr.
Für Bauern und Verbraucher hatte die erste Hälfte des Jahres wenig gute Nachrichten parat. Erst verschoben sich durch den extrem langen Winter die Erntezeiten, dann sorgte das Hochwasser für große Schäden auf Äckern und Feldern. Die Verbraucher bekamen vor allem die anhaltende Kälteperiode zu spüren. Frühkartoffeln konnten nicht wie üblich gepflanzt werden, der Spargel wollte lange nicht wachsen und auch die Erdbeersaison begann verspätet.
Durch das geringe Angebot schnellten zunächst die Preise für Obst und Gemüse in die Höhe. Das Statistische Bundesamt verzeichnete im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat Preissteigerungen von mehr als zwölf Prozent beim Gemüse und gut neun Prozent beim Obst. Kopf- und Eisbergsalate waren ein Drittel teurer als im Mai 2012, Kartoffeln zehn Prozent. „Die Versorgung ist überall in Europa knapper als in den Vorjahren“, stellt Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner fest. Über Engpässe müssten sich die Verbraucher aber keine nennenswerten Sorgen machen.
Preissturz bei Erdbeeren
Das bestätigt auch der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern. „Bis vor 14 Tagen war die Ernte witterungsbedingt schwach“, erläutert der stellvertretende Geschäftsführer des Verbands, Peter Muß. Doch in den vergangenen zwei Wochen hat sich das Blatt gewendet. Die Erdbeersaison, die sich normalerweise beginnend von den ersten Früchten aus Baden-Württemberg bis hin zu den letzten aus Niedersachsen über Wochen verteilt, findet nun überall gleichzeitig statt.
Die roten Früchte werden deshalb gerade immer billiger. Auch bei Blattsalaten beobachtet Muß einen starken Preisverfall. Trotzdem hat sich der Absatz im Supermarkt noch nicht erholt. „Die Verbraucher können sich darauf einstellen“, sagt Muß, „dass der Kauf wieder günstiger ist.“
Bauernland unter in den Flutgebieten
Auch für den Rest des Jahres sieht es trotz der Anlaufschwierigkeiten gar nicht schlecht aus. Denn der Einfluss des Hochwassers auf die Ernte hält sich in Grenzen. „Bei Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben richten sich die Preise nach dem Weltmarkt“, so der Sprecher des rheinischen Landwirtschaftsverbands, Stefan Sallen. Und rund um den Erdball werden bislang gute Erntebilanzen erwartet.
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Lange Gesichter gibt es bei einem Teil der Landwirte aber auch. „Die Spargelsaison ist schon ins Wasser gefallen“, sagt Sallen. Es wurden zunächst zu wenige Stangen aus der Erde geholt. Das hat sich zwar geändert, doch die Erntezeit endet am kommenden Montag. Die kurze Phase mit guten Erträgen hat die Verluste nicht ausgleichen können. In diesem Jahr könnten die Bauern zwar noch ein paar Tage länger Spargel stechen. Doch spätestens am kommenden Wochenende ist endgültig Schluss.
Noch viel mehr Sorgen haben die von der Flutwelle betroffenen Bauern. Bislang wurden dem Landwirtschaftsministerium Schäden in Höhe von 321 Millionen Euro gemeldet. 431.000 Hektar Land sind betroffen. „Ganze Ernten sind zerstört“, bedauert Ministerin Aigner. Mit Soforthilfen will der Bund die schlimmsten Nöte erst einmal mildern.