Bochum. . Der Kaffekapseln-Platzhirsch Nespresso, der mit Hollywood-Star George Clooney wirbt, bekommt Konkurrenz von Tchibo und Jacobs. Aber auch kleine Anbieter wie Zuiano mit Wurzeln in Bochum tummeln sich auf dem hart umworbenen Wachstumsmarkt des portionierten Kaffees.

Deutschland ist eine Nation der Kaffeetrinker. 149 Liter trinkt im Schnitt jeder Bürger pro Jahr und damit mehr als Wasser und Bier. Im Trend liegt Kaffee aus frischen Bohnen und gemahlen in Kapseln. Das Segment ist heiß umkämpft. Nestlés Kapsel-Platzhirsch Nespresso, der mit Filmstar George Clooney wirbt, rückt die Konkurrenz immer weiter auf den Pelz.

Am Dienstag kündigte der US-Lebensmittelkonzern Mondelez (Tassimo, Jacobs) an, in der zweiten Jahreshälfte Kaffee-Kapseln auf den Markt zu bringen, die in Nespresso-Maschinen passen. Mondelez ist im europäischen Kaffeegeschäft die Nummer eins und weltweit die Nummer zwei.

Als der Lebensmittelkonzern Nestlé 1991 die erste Nespresso-Maschine auf den Markt brachte, war die Welt für den Riesen noch in Ordnung. Nestlé hatte das Monopol auf Technik und Aluminium-Kapseln, in denen das Kaffeepulver unterschiedlicher Geschmacksrichtungen besonders lange frisch hält. Doch inzwischen sind viele der Patente für die Kapseln ausgelaufen. Gerichtsverfahren gegen Nachahmer hat Nestlé verloren.

Jeder Bundesbürger trinkt 149 Liter Kaffee pro jahr

Immer mehr Anbieter wollen von dem stetig wachsenden Kapsel-Markt profitieren. Laut Deutschem Kaffeeinstitut wurden im vergangenen Jahr 10.000 Tonnen Kaffee in Kapseln verkauft. Das entspricht einem Plus von 16 Prozent im Vergleich zu 2011. „Es scheint, dass Kapseln ein Lifestyle-Gefühl vermitteln“, sagt Instituts-Leiter Holger Preibisch.

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Weltweit erreichte der Umsatz mit Kaffeekapseln rund sechs Milliarden Euro. Mondelez rechnet damit, dass bis 2016 in Westeuropa mehr als ein Drittel des Kaffees in Kapseln verkauft werden wird. Hintergrund: Es gibt immer mehr Ein- und Zwei-Personenhaushalte, für die sich der Kauf großer Kaffee-Pakete nicht rechnet.

George Clooney wirbt für Nespresso

Da die Konkurrenz bislang mit dem gewaltigen Werbeetat, den schicken Nespresso-Shops und der Prominenz George Clooneys nicht mithalten kann, sucht sich das Start-up-Unternehmen Zuiano Coffee mit Wurzeln in Bochum eine Nische. „Wir setzen auf soziales Engagement, Qualität und den Preis“, sagt Jan Wieseke, Marketing-Professor an der Ruhr-Universität Bochum. Anfang 2012 hat er gemeinsam mit dem Ex-Tchibo-Einkäufer Till Robert und dem Kaufmann Michael Brink Zuiano Coffee gegründet.

Zehn Cent pro Packung fließen in ein brasilianisches Kinderheim. Bei der Rohkaffee-Wahl und dem 24-minütigen Röstverfahren stehe Geschmack im Vordergrund. Und am Ende sei die Zuiano-Kapsel sogar um bis zu 30 Prozent günstiger als das Original von Nespresso, das bis zu 42 Cent pro Tasse kostet.

Bochumer Start-Up-Unternehmen will sozial nachhaltig arbeiten

„Unsere Absätze sind sehr gut. Es ist eine gute sechsstellige Zahl pro Monat.“ Die Kapseln sind online zu bestellen und in einem Bochumer Supermarkt zu kaufen. Nicht in Euro und Cent aufzuwiegen ist der wissenschaftliche Wert. Denn am Beispiel der Kaffeekapseln können die Bochumer Marketing-Studenten hautnah beobachten, wie ein neues Produkt am Markt erfolgreich platziert werden kann. Denn bislang wurde Zuiano allein über Internetmedien wie Google, Facebook und Blogs bekannt gemacht und beworben. Jetzt basteln die Studenten an einem Video für den Online-Kanal YouTube.

Professor Jan Wieseke mit seinen Studenten Sarah Born, Michael Verbücheln, Stefanie Kochheim, Tobias Woitek und Stefanie Pichel vor dem Audimax der Ruhr-Universität Bochum.
Professor Jan Wieseke mit seinen Studenten Sarah Born, Michael Verbücheln, Stefanie Kochheim, Tobias Woitek und Stefanie Pichel vor dem Audimax der Ruhr-Universität Bochum. © WAZ FotoPool

„Es ist spannend, richtig in die Praxis zu gehen“, sagt Michael Verbücheln. Tobias Woitek hat Kontakte zu Medien aufgenommen, um sie zu erwärmen, über das junge Unternehmen zu berichten. Und Stefanie Pischel erhofft sich von der Arbeit am konkreten Kapsel-Projekt bessere Bewerbungschancen nach dem Studium: „Heute müssen wir ja schon ein Praktikum nachweisen, um ein Praktikum zu bekommen“, erklärt sie.

Am Ende des Projekts erhofft sich Professor Wieseke eine Antwort auf die spannende Frage: „Was bringt es einem Unternehmen, wenn es sozial nachhaltig arbeitet?“ Und ob es sich mit der Besetzung einer eigenen Nische gegen George Clooney und den Werbeetat von Nespresso behaupten kann.