Berlin. . Dass Frauen die besseren Unternehmer sind, will Stefanie Bschorr so kategorisch nicht behaupten. Sie weiß aber, was Unternehmerinnen anders machen als ihre männlichen Kollegen und warum sie damit wehr Erfolg haben.
Dienstwagen für die Führungskräfte? Bonus-Zahlungen für die Leistungsträger im Betrieb? Viele deutsche Unternehmerinnen winken da ab. Um gute Mitarbeiter auf Dauer an sich zu binden, setzen mittelständische Chefinnen heute lieber auf familienfreundliche Arbeitsmodelle für Mütter und Väter.
Geld und Ansehen ist gut, persönliche Zufriedenheit ist besser: Wie eine Umfrage unter 440 mittelständischen Unternehmerinnen zeigt, werben die Firmenchefinnen insgesamt nur selten mit geldwerten Sonderleistungen, sondern investieren öfter in Fortbildung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Sie wissen oft aus eigener Erfahrung, dass so etwas gute Leute eher an ein Unternehmen bindet als Boni oder Dienstwagen“, so Stephanie Bschorr, Präsidentin des Verbands Deutscher Unternehmerinnen (VDU).
Frauen setzen andere Schwerpunkte
Führen Frauen also anders? „Jein“, sagt Bschorr. Sie setzen vor allem andere Schwerpunkte. „Ich mache meinen Geschäftspartnern ständig vor, dass es cool ist, wenn ein Vater Elternzeit nimmt.“ Bschorr hat zwei Söhne und leitet eine Kanzlei mit rund 70 Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern in Berlin. Sie ist stolz darauf, dass in ihrem Betrieb „100 Prozent der Mütter“ nach der Babypause zurück an den Schreibtisch kommen, „oft schon nach einem Jahr“. Das Rezept: Etliche Teilzeitmodelle und ein enger Kontakt zum Unternehmen während der Familienauszeit.
Chancen für Frauenquote stehen nicht schlecht
Als einziger deutscher Wirtschaftsverband fordert der Verband Deutscher Unternehmerinnen (VDU) eine gesetzliche 40-Prozent-Quote für Aufsichtsräte.
Am 18. April bietet sich dazu die letzte Gelegenheit vor der Bundestagswahl: Der Bundesrat hat bereits zugestimmt, jetzt ist der Bundestag am Zug.
Die Fraktionen von CDU/CSU und FDP wollen dagegen stimmen - doch es gibt Abweichler, die am nächsten Donnerstag die Frauenquote gemeinsam mit der Opposition durchsetzen wollen.
Die Strategie der VDU-Unternehmerinnen ist erfolgreich: Laut Mitgliederumfrage hat weniger als jede dritte Chefin Probleme dabei, offene Stellen mit Fachkräften zu besetzen. Eine vergleichende Umfrage unter mehrheitlich männlichen Entscheidern des Mittelstands ergab dagegen, dass hier mittlerweile jeder Zweite über Schwierigkeiten bei der Fachkräftesuche klagt.
Die Unternehmerinnen dagegen geben sich auch generell optimistischer als ihre männlichen Kollegen: Jede Zweite glaubt, dass sich die Lage im eigenen Betrieb in den nächsten sechs Monaten verbessert. Auch die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland sehen die befragten Frauen deutlich positiver.
Frauen haben starken Dienstleistungscharakter
Nach Angaben des VDU sind rund 20 Prozent der mittelständischen Unternehmerinnen Frauen. In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der weiblichen Arbeitgeberinnen um acht Prozent. Der VDU vertritt Unternehmerinnen aus Handel, Handwerk, Dienstleistung und Industrie. Die rund 1000 Mitglieder erwirtschaften einen Jahresumsatz von 85 Milliarden Euro und beschäftigen zusammen eine halbe Millionen Mitarbeiter.
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Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Chefs gibt es laut Umfrage auch in der Unternehmensführung. Mittelständlerinnen setzen andere Schwerpunkte. Kundenbindung ist ihr wichtigstes Instrument.
Während die männlichen Entscheider Strategie, Mitarbeiterbindung und Finanzpläne wichtiger finden, „bestätigt sich hier, dass Frauen tatsächlich diesen starken Dienstleistungscharakter haben, der ihnen immer nachgesagt wird“, so VDU-Geschäftsführerin Carlotta Köster-Brons.