Essen. Der beliebte Einslive-Moderator Jürgen Domian empört sich über Facebook. Das Online-Netzwerk habe kritische Beiträge zu einer Günther-Jauch-Sendung und zum neuen Papst gelöscht, schrieb der Nacht-Talker auf seiner Facebook-Seite und spricht von Zensur.
Jürgen Domian ist sauer. Der beliebte Radio-Moderator ärgert sich über Facebook. Das weltgrößte Online-Netzwerk habe Beiträge von ihm gelöscht, empört sich der 55-Jährige. „Stein des Anstoßes“, so schreibt Domian auf seiner Facebook-Seite, „ist wohl mein kritischer Beitrag zu dem Auftritt des erzkonservativen Katholiken Martin Lohmann bei Günther Jauch.
Diesen Beitrag haben immerhin 1,1 Millionen Menschen gelesen.“ Auch sein „völlig harmloser“ Text zum neuen Papst sei entfernt worden, so der Moderator des WDR-Senders Einslive. „Das ist ungeheuerlich. Mit Meinungsfreiheit hat das nun rein gar nichts mehr zu tun“, empört sich Domian, der mit seiner gleichnamigen Sendung seit April 1995 im Nachtprogramm von Einslive zu hören ist.
Martin Lohmann war Gast in einer Jauch-Talkrunde im Februar, in der es um Abtreibung ging. Dort hatte der Chefredakteur des katholischen Privatsenders K-TV klar gemacht, dass er die „Pille danach“ kategorisch ablehne, auch im Falle einer Vergewaltigung, selbst wenn seine eigene Tochter das mögliche Opfer sei. Nach der Sendung erreichten Günther Jauchs Redaktion tausende Zuschriften empörter Zuschauer.
Versöhnlicher Kommentar zum Papst
Auch Domian ging die Meinung des Katholiken Lohmann gegen den Strich. Er äußerte sich dazu auf Facebook. Man dürfe „solche Leute nicht unkommentiert durch die Talk-Shows tingeln lassen“. Das Online-Netzwerk löschte daraufhin seine Beiträge. „Offensichtlich aber haben fanatische Kirchgänger bei Facebook so viel Wind gemacht, dass man dort eingeknickt ist“, so Jürgen Domian weiter.
Auch seien seine Beiträge zur Homo-Ehe entfernt worden, erklärte der bekennende Schwule. Laut Domian hätten die Beiträge „als Kommentar in jeder öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalt über den Sender gehen können, hätten in jeder Zeitung stehen können. Alle Grundbedingungen waren gefüllt“.
Laut Jürgen Domian endete sein Beitrag zum neuen Papst Franziskus mit den Worten: „Manche Menschen wachsen mit und in ihrem Amt. Und so werden wir uns vielleicht noch über Franziskus wundern. Hoffen wir es! Geben wir ihm eine Chance! In einem halben, spätestens einem Jahr wissen wir mehr.“ Wenn man so etwas nicht mehr schreiben dürfe, wenn bei so etwas bereits Zensur durch Facebook ausgeübt werde, werde ihm angst und bange, schrieb Domian.
Tausende teilen Domians Beitrag
Domian bat seine Facebook-Fans, seinen Beitrag zur Löschung seiner Facebook-Postings zu teilen. Das tat die Online-Gemeinde dann auch. Die Stellungnahme wurde bis Dienstagmorgen fast 20.000 Mal geteilt, über 15.000 Menschen gefiel der Eintrag, über 2300 Kommentare finden sich mittlerweile darunter.
Viele springen Domian bei, weil auch sie das Zensur-Gebaren von Facebook nicht verstehen wollen. „Das sehr differenzierte Statement über unseren neuen Papst fand ich super, besonders den hoffnungsvollen Ausblick“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. „Dass dieser Beitrag gelöscht wurde, ist ungeheuerlich.“
Andere Nutzer raten Domian, sich einen anderen Platz für seine Beiträge zu suchen: „Das Beste wäre wirklich, deinen eigenen Blog aufzumachen, da passiert dir so etwas nicht mehr. Kannst es ja trotzdem hier (auf Facebook; Anm.d.Red.) verlinken“, schrieb ein Nutzer. Wieder andere nehmen es mit Humor: „Da war wohl die Hand Gottes im Spiel“, mutmaßt ein weiterer Kommentator.
Domian erklärte, er „werde in der nächsten Zeit nichts posten, um die Dinge zu klären“. Auch, „um zu vermeiden, dass meine Texte wieder gelöscht werden“. Und Facebook? Hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäußert.