Düsseldorf/Essen. Der neue Hochtief-Chef Marcelino Fernandez Verdes will den Essener Baukonzern wieder auf Profitabilität trimmen. Dazu plant er die Trennung von großen Teilen des Europageschäfts. Die Belegschaft ist alarmiert. Derzeit zählt Hochtief in dem Bereich 5679 Mitarbeiter, davon einen Großteil in Deutschland.

Der größte deutsche Baukonzern Hochtief will sich von großen Teilen seines zuletzt
wenig rentablen Europageschäfts trennen. Gut drei Monate nach seinem Amtsantritt
kündigte der spanische Hochtief-Chef Marcelino
Fernandez Verdes am Donnerstag den Verkauf der kompletten Servicesparte in
Europa an.

Derzeit zählt Hochtief in dem Bereich
5679 Mitarbeiter, davon einen Großteil in Deutschland. Von weltweit rund 80 000
Hochtief-Mitarbeitern sind derzeit nur noch etwa
10 000 im Inland beschäftigt.

Mitarbeiter sind von den Plänen beunruhigt

IG Bau-Chef Klaus Wiesehügel warnte vor einer Neuausrichtung des
Konzerns auf Kosten der Beschäftigten. Bei dem geplanten Verkauf des
Service-Geschäfts müssten betriebsbedingte Kündigungen für mehrere Jahre
ausgeschlossen bleiben, forderte er. "Die Hochtief-Mitarbeiter sind durch die Pläne beunruhigt,
und wir nehmen ihre Sorgen ernst", erklärte der Hochtief-Konzernbetriebsratsvorsitzende Ulrich Best.

Im vergangenen Jahr hatte die nun zum Verkauf stehende Servicesparte
bei einer Leistung von 700 Milionen Euro einen Gewinn von lediglich 16 Millionen
Euro erwirtschaftet. Zu den Kunden der Sparte zählen unter anderem die
Commerzbank, die Telekom sowie Lufthansa und Siemens.

Ideen reichen bis zum kompletten Verkauf

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt als Hochtief-Chef im November hatte der langjährige Manager
des hoch verschuldeten Großaktionärs ACS mit Nachdruck einen Anstieg der
Profitabilität des Essener Unternehmens gefordert. "Wir werden die richtigen
Geschäfte ausbauen, effizienter arbeiten und durch ein professionelles
Risikomanagement Schluss machen mit bösen Überraschungen", sagte er bei der
Bilanzvorlage in Düsseldorf.

Zudem prüft Hochtief, wie es mit der
Projektentwicklung im Europa-Geschäft weitergehen soll. Denkbar sei eine
strategische Partnerschaft bis hin zu einem kompletten Verkauf, hieß es. Die
bereits seit Jahren geplanten Verkäufe des Flughafengeschäfts und der
Immobilientochter Aurelis will der neue Hochtief-Chef wieder verstärkt in Angriff nehmen. Die
Veräußerung der Flughafenaktivitäten gestalte sich jedoch weiterhin
schwierig.

Umsatz kletterte von 23,28 Milliarden auf 25,53 Milliarden

Mit dem Geld aus den Verkäufen will Fernandez die Schulden tilgen und
unter anderem das Infrastruktur-Geschäft ausbauen. Ende vergangenen Jahres lag
der Schuldenstand des Konzerns bei rund 944 Millionen Euro. Zudem sollen die
Kosten gesenkt werden. Die Börse reagierte mit einem deutlichen Kursrückgang der
Hochtief-Aktie. Bis zum Mittag ging der Kurs um
mehr als sechs Prozent zurück.

Vor allem dank gut laufender Geschäfte in Australien hatte der
Essener Baukonzern das zurückliegende Geschäftsjahr 2012 mit einem deutlichen
Gewinn abschließen können. Nach einem Verlust von 160,3 Millionen Euro im Jahr
2011 erwirtschaftete Hochtief 2012 einen
Überschuss von 158,1 Millionen Euro. Für das zurückliegende Geschäftsjahr 2012
will das Unternehmen nun eine Dividende in Höhe von einem Euro ausschütten.

Der Umsatz kletterte von 23,28 Milliarden auf 25,53 Milliarden Euro.
Der Auftragsbestand stieg auf 49,79 Milliarden Euro, nach 48,67 Milliarden Euro.
Sowohl beim Umsatz als auch beim Auftragsbestand erreichte Hochtief neue Bestmarken. Für 2013 erwartet Fernandez
einen Anstieg des Konzerngewinns um 10 bis 20 Prozent.(dpa)