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Beim größten deutschen Baukonzern Hochtief geben sich seit der Mehrheitsübernahme durch den hoch verschuldeten Konkurrenten ACS die Manager die Klinke in die Hand. Erst Ende November hat der langjährige ACS-Manager Marcelino Fernandez Verdes überraschend den Chefposten bei Hochtief übernommen.
Am morgigen Donnerstag will der Neue nach rund 100 Tagen im Amt seine Strategie vorlegen und damit dem Rätselraten ein Ende bereiten. Doch manche Beobachter erwarten keine allzu großen Überraschungen.
„Es ist nicht mit viel Neuem zu rechnen“, sagte Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe. Hochtief plane schon seit längerem, das Flughafengeschäft und die Immobilientochter Aurelis zu verkaufen. Auch die Restrukturierung des Europa-Geschäfts käme nicht überraschend. Nun müssten endlich Taten folgen.
In der langen Riege der bei Hochtief ausgeschiedenen Manager hatte Ende November des vergangenen Jahres auch der damalige Konzernchef Frank Stieler den Chefsessel nach nur anderthalb Jahren räumen müssen. Mit sofortiger Wirkung hatte damals Fernandez Verdes das Ruder übernommen.
ACS war bei Hochtief vor gut fünf Jahren als Großaktionär eingestiegen und hatte seinen Anteil an dem Unternehmen seitdem kontinuierlich aufgestockt. Mittlerweile kontrolliert der spanische Großaktionär die Mehrheit bei Hochtief.
Seit der ACS-Mehrheitsübernahme wurde bereits der komplette Hochtief-Vorstand ausgetauscht, auch bei Tochtergesellschaften wie etwa dem Europa-Geschäft wurden wichtige Posten neu besetzt. Mehrere Kontrolleure räumten bei verschiedenen Hochtief-Gesellschaften ihre Posten.
Sein wichtigstes Ziel hatte der neue Hochtief-Chef bereits direkt nach seinem Amtsantritt verraten: Der Essener Baukonzern soll profitabler werden. Seine genaue Strategie werde er jedoch erst nach Abschluss einer laufenden Überprüfung vorlegen, hatte Fernandez Verdes immer wieder angekündigt. Auch ACS-Chef Florentino Pérez hatte bereits vor gut einem Jahr keinen Zweifel daran gelassen, dass für den Großaktionär „Profitabilität“ ganz oben auf der Prioritätenliste steht.
Ein schnelles Wachstum des Unternehmens werde künftig nicht im Mittelpunkt stehen, hatte der neue Hochtief-Chef dagegen bereits angekündigt.
Einer möglichen Zerschlagung von Hochtief hatte Fernandez Verdes in einer ersten Mitteilung nach seiner Ernennung jedoch eine Absage erteilt und hatte damit für Erleichterung bei Betriebsrat und Gewerkschaft gesorgt. Tausende Hochtief-Beschäftigte könnten jedoch demnächst durch Verkäufe den Traditionskonzern verlassen. Weltweit beschäftigt Hochtief rund 80 000 Mitarbeiter.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2012 gehen Analysten von einer Rückkehr in die schwarzen Zahlen aus. Im Jahr 2011 war Hochtief mit einem Verlust in Höhe von 160 Millionen Euro tief in die roten Zahlen gerutscht.