London/Barcelona. Vodafone hat laut einem Medienbericht seine Übernahmepläne für Kabel Deutschland vorerst zurückgestellt. Die Aktien waren nach Berichten über Kaufabsichten um rund ein Zehntel teurer geworden. Das Bekanntwerden der Überlegungen soll den britischen Telekom-Konzern nun abgeschreckt haben.
Der britische Mobilfunkriese Vodafone hat laut einem Medienbericht seine Übernahmepläne für den Kabelnetz-Betreiber Kabel Deutschland vorerst zurückgestellt. Das Bekanntwerden der Absichten habe die internen Überlegungen zu sehr erschwert, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am späten Dienstag.
Daraufhin gab die Aktie von Kabel Deutschland an der Frankfurter Börse stark nach. Die Papiere des deutschen Kabelnetzbetreibers brachen um über fünf Prozent auf unter 66 Euro ein und waren so mit großem Abstand das Schlusslicht im MDax. Vodafone-Aktien rückten in London dagegen um fast eineinhalb Prozent vor.
Kein konkreter Zeitplan
Vodafone habe den größten deutschen Kabelnetz-Betreiber ursprünglich nach der Vorlage von dessen aktuellen Zahlen vergangene Woche kontaktieren wollen, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Jetzt gebe es keinen konkreten Zeitplan mehr. Das «manager magazin» hatte Mitte Februar berichtet, ein durchgerechneter Geschäftsplan für die Übernahme von Kabel Deutschland liege bereits bei Vodafone-Chef Vittorio Colao zur Abstimmung. Zugleich hieß es auch in der «Financial Times», es sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Vodafone sprach von Marktgerüchten, die das Unternehmen nicht kommentieren werde.
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Die Aktie von Kabel Deutschland verteuerte sich mit den Medienberichten von knapp 64 auf zuletzt fast 70 Euro. Das Unternehmen war damit an der Börse über 6,1 Milliarden Euro wert. Die Aktien befinden sich im Streubesitz, was eine Übernahme komplizierter macht. Größter Aktionär ist der Finanzinvestor Blackrock mit rund 10 Prozent. Kabel Deutschland ist der größte deutsche Kabelnetzbetreiber mit rund 8,5 Millionen Kundenhaushalten. Der Umsatz erreichte im vergangenen Geschäftsjahr 1,7 Milliarden Euro.
Direkte Konkurrenten
Vodafone-Chef Vittorio Colao bekräftigte erst am Montag beim Mobile World Congress in Barcelona, sein Konzern wolle Kunden europaweit kombinierte Telekommunikations-, Internet- und Fernsehdienste anbieten - zusammen mit Partnern oder im Alleingang. Vodafone und Kabel Deutschland sind direkte Konkurrenten. Der britische Telekom-Konzern bietet im Dienst Vodafone TV auch Fernsehen übers Internet an.
Das Angebot hat rund 150.000 Nutzer. Kabel Deutschland versorgt Nutzer auch mit schnellen Internet-Zugängen und Telefonanschlüssen und hat in diesem Bereich rund 1,8 Millionen Kunden. Wegen der Wettbewerbslage wäre es nicht ausgeschlossen, dass ein Zusammenschluss auf Widerstand der Kartellwächtern stoßen würde.
Den Plan zur Übernahme von Kabel Deutschland arbeitete laut «manager magazin» Vodafone-Deutschlandchef Jens Schulte-Bockum zusammen mit dem Strategievorstand des Mobilfunkriesen, Warren Finegold, aus. Schulte-Bockums Vorgänger Fritz Joussen soll den Kabelnetz-Betreiber bereits 2008 ins Visier genommen haben. Colao habe die Pläne damals aber wegen hoher Kosten gestoppt. (dpa)