Berlin. . Für die umstrittene Förderung von unkonventionellem Erdgas durch die Fördermethode Fracking sollen bundeseinheitliche Maßgaben gelten. Das faktisch gültige Probebohr-Verbot in NRW könnte dadurch kippen.

Dürfen Konzerne in NRW bald unkonventionelles Ergas durch Fracking fördern? Nachdem sich die Bundesregierung auf neue Regeln zur Schiefergasgewinnung geeinigt hat, könnte das „Fracking-Verbot“ an Rhein und Ruhr kippen. Was daraus wird, sei nun offen, hieß es am Dienstag aus Regierungskreisen. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) forderte die CDU-Abgeordneten auf, im Bundestag Widerstand gegen die Pläne von Umweltminister Peter Altmaier (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) zu leisten. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) dagegen scheint für eine Lösung mit dem Bund offener zu sein.

Wie sehen die Vorgaben künftig für Fracking aus?

In Deutschland gibt es bislang keine klare Regel zur Ausbeutung von unkonventionellem Erdgas. Nun haben sich Altmaier und Rösler geeinigt. Demnach ist Fracking in Trinkwasserschutzgebieten verboten. Bei allen Vorhaben ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erforderlich. Dazu soll das Wasserhaushaltsgesetz geändert werden.

Welche Folgen hat die Neuregelung für das „Fracking-Verbot“ in NRW?

Die NRW-Landesregierung hat 2012 neue Bohrgenehmigungen abgelehnt, weil die Risiken des Frackings noch nicht abschließend untersucht sind. Falls die neuen Regeln kommen, könnte der Stopp, der praktisch wie ein Moratorium ist, kippen. Die Rechtslage sei unklar, hieß es aus Kreisen der Landesregierung. Dies würden die Juristen nun prüfen.

Wo Fracking in NRW möglich ist
Wo Fracking in NRW möglich ist

Wie schätzen Politiker die Tragweite der neuen Regeln ein?

Darüber tobt der Streit. Altmaier meint, dass die Regelung das Fracking einschränkt. Er sieht in absehbarer Zeit keine Chance für die Fördermethode. Rösler ist verhalten optimistisch. Die Opposition befürchtet, dass das Gesetz Fracking Tür und Tor öffnet. Grünen-Energieexperte Oliver Krischer etwa kritisiert, dass ein Frackingverbot nur für Wasserschutzgebiete gilt. Sie machen 14 Prozent der Fläche in Deutschland aus. Auch die UVP hat seiner Meinung nach wenig Wirkung: „Sie führt in den wenigsten Fällen zu einem Verbot, sondern zu stärkeren Auflagen“, sagt Krischer.

Welche Unternehmen sind am Fracking interessiert?

In Deutschland insbesondere Exxon Mobile und die BASF-Tochter Wintershall. Der Gesetzentwurf sei sehr wichtig für die Branche, meinte BASF-Chef Kurt Bock gestern. Lobend äußerte sich auch der Industrieverband BDI.

Wo gibt es in Deutschland Schiefergasvorkommen?

Vor allem in Niedersachsen und NRW. Das Umweltbundesamt hält 1,3 Billionen Kubikmeter Schiefergas für technisch gewinnbar. Das würde den gesamten Gasbedarf in Deutschland für 13 Jahre decken. De facto dürfte es weniger sein, weil Vorkommen auch in Trinkwasserschutzgebieten liegen. Auch unterhalb von dicht besiedelten Gebieten dürfte es kaum Bohrungen geben.

Bohrtechnik "Fracking"

Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dieter Sieber, Subsurface Engineer, mit Bohrkernprobben von Schifergestein und Sandstein
Dieter Sieber, Subsurface Engineer, mit Bohrkernprobben von Schifergestein und Sandstein © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dipl. Ing Hans-Hermann Nack, Public & Government Affairs
Dipl. Ing Hans-Hermann Nack, Public & Government Affairs © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrklein wird abgeschieden
Bohrklein wird abgeschieden © WR
Exxon Mitarbeiter erläutern der stellvertretenden Bürgermeisterin von Bötersen, Ulrike Fajen, ihre Arbeiten
Exxon Mitarbeiter erläutern der stellvertretenden Bürgermeisterin von Bötersen, Ulrike Fajen, ihre Arbeiten © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil © WR
Bohrstelenleiter Peter Weustemann mit der stellv. Bürgermeisterin von Bötersen
Bohrstelenleiter Peter Weustemann mit der stellv. Bürgermeisterin von Bötersen © WR
Gesteinsproben aus den verschiedenen Erdschichten
Gesteinsproben aus den verschiedenen Erdschichten © WR
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dr. Ritva Westendorf-Öahouse, Pressesprecherin Upstream ExxonMobil
Dr. Ritva Westendorf-Öahouse, Pressesprecherin Upstream ExxonMobil © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dr. Harald Kassner, Technical Advisor Chemicals
Dr. Harald Kassner, Technical Advisor Chemicals © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dipl. Volkswirt Olaf Martins, Leiter Abt. Government Relations/Media
Dipl. Volkswirt Olaf Martins, Leiter Abt. Government Relations/Media © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
In der Nachbarschaft wird eine Pipeline gebaut
In der Nachbarschaft wird eine Pipeline gebaut © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
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Wie gefährlich ist das Fracking?

Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien uns Gestein gepresst, um das Gas freizusetzen. Exxon Mobile setzt nach eigenen Angaben 30 Chemikalien beim Fracking ein. Früher waren es 150. Kritiker befürchten, dass das Gemisch das Grundwasser verunreinigt. Außerdem kann das Rücklaufwasser radioaktiv belastet sein. Weiter besteht die Gefahr, dass Methan ins Grund- und damit ins Leitungswasser gelangt.

Wann soll das Gesetz kommen?

Bis zum Sommer. Es ist aber fraglich, ob die Opposition im Bundesrat mitspielt. NRW-Ministerpräsidentin Kraft zeigte sich offen für eine Einigung, sofern es kein Fracking in Wasserschutzgebieten gibt, die UVP kommt und keine giftigen Chemikalien eingesetzt werden.

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Welche Chancen bietet das Fracking in den USA?

Dort boomt Fracking. Binnen sechs Jahren haben die Amerikaner ihre Gasproduktion um 25 Prozent gesteigert. Gleichzeitig ist die USA weniger abhängig von Kohle, Öl und Energie-Importen geworden. Schon jetzt wirkt sich das Fracking auf die Preise aus. In Amerika kostet das Gas ungefähr dreieinhalb Mal weniger als in Europa. Das Barrel Öl ist dort etwa um 20 Dollar preiswerter. Auch die Kohlepreise sind gesunken.

Kommt es bei uns zu einem Fracking-Boom wie in den USA?

Mittelfristig könnte Fracking in Deutschland womöglich im Kampf gegen steigende Energiepreise helfen. Außerdem könnte es beitragen, die Importabhängigkeit von Erdgas zu begrenzen. Derzeit spricht aber nichts für einen Boom. Das Zentrum für Wirtschaftsforschung in Mannheim kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass sich Fracking in Deutschland bei den aktuellen Gaspreisen nicht lohnen würde. Den Konzernen droht zudem großer Widerstand aus der Bevölkerung. Außerdem sind die Vorkommen in den USA viel größer.