Wiesbaden. Die Gewerkschaft fordert für die Arbeitnehmer der Baubranche mehr als sechs Prozent mehr Lohn. Begründet wird diese Forderung mit den guten Wirtschaftsaussichten für das laufende Jahr. Die Arbeitgeber sehen das anders. Die Tarifverhandlungen gehen erst am 8. März weiter.
Die Tarifverhandlungen für etwa 750.000 Beschäftigte in der Baubranche sind ohne Ergebnis auf 8. März vertagt worden. "Die Arbeitgeber haben wie in den Jahren zuvor kein Angebot für eine prozentuale Lohnerhöhung gemacht", sagte der Verhandlungsführer und stellvertretende Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Dietmar Schäfers, am Mittwoch nach der ersten Tarifrunde in Wiesbaden. Die Gewerkschaft fordert mit Verweis auf gute konjunkturelle Aussichten für die Baubranche 6,6 Prozent mehr Lohn.
"Die Einkommen in den Bauberufen dürfen nicht noch weiter von denen in der Industrie abgekoppelt werden", sagte Schäfer. Für die zweite Tarifrunde in zwei Wochen in Berlin erwarte die Gewerkschaft ein "verhandlungsfähiges Angebot".
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie wiesen die Forderung der Arbeitnehmervertreter zurück. "Man muss das Geld erst verdienen, bevor man es verteilen kann", sagte der Verhandlungsführer und Vizepräsident des ZDB, Frank Dupré. Die Gewerkschaft zeige einen "märchenhaften Verteilungsspielraum" auf. Die Ertragslage der Betriebe habe sich insgesamt nicht verbessert. Leichten Umsatzsteigerungen der Unternehmen stünden gestiegene Materialkosten, beispielsweise bei Beton oder Stahl, gegenüber.
Angleichung der Löhne in Ost und West
Der Gewerkschaft zufolge ist die Prognose für die Baubranche im laufenden Jahr durchaus positiv. "Das Baugewerbe brummt", sagte Schäfers. Nicht nur für Wohnungen, auch für Wirtschaftsbauten erwarte er gute Aussichten für 2013.
Neben der Lohnerhöhung für die Beschäftigten strebt die IG BAU auch weitere Schritte zur Angleichung der Gehälter in Ost- und Westdeutschland an. "23 Jahre nach der Wende muss Deutschland endlich auch tarifpolitisch als Einheit betrachtet werden", sagte Schäfers. Ferner tritt die Gewerkschaft für eine Erhöhung des Mindestlohns ein.
Angesichts des demografischen Wandels müsse sich die Branche zudem stärker bemühen, attraktiv für junge Arbeitnehmer zu sein, sagte Schäfers. Dafür müsse den Auszubildenden garantiert werden, dass sie nach ihrer Lehre und bestandener Gesellenprüfung durch die Betriebe übernommen werden.
Problematisch ist laut Schäfers auch die Situation älterer Arbeitnehmer, die aufgrund der hohen körperlichen Belastung im Job häufig schon vor dem Rentenalter aus dem Beruf ausschieden. "Wir wollen neue Konzepte für einen Übergang in die Rente", sagte der Gewerkschafter. Hier strebe die IG BAU einen Konsens mit den Arbeitgebern an. Am Ende solle eine gemeinsame Erklärung an die Politik gerichtet werden. (dapd)