Washington/Toulouse. Boeings “Dreamliner“ hat erhebliche Probleme mit eingebauten Batterien. Die Akkus entzünden sich. Nun darf der “Dreamliner“ wieder starten - allerdings ohne Passagiere und über unbesiedeltem Gebiet. Aufgeschreckt von den Pannen hat Airbus für sein Konkurrenzmodell A350 einen Plan B.
Unter strengen Auflagen darf Boeings Pannenjet "Dreamliner" wieder abheben. Die US-Luftfahrtaufsicht FAA erteilte am späten Donnerstag (Ortszeit) eine Genehmigung für Testflüge mit Sicherheitsauflagen. Es ist der jüngste Versuch, die Probleme mit brandgefährlichen Batterien zu ergründen. Nach den bisherigen Untersuchungen häufen sich die Zweifel an der Konstruktion der Stromspeicher. Boeing-Rivale Airbus erwägt, für sein Konkurrenzmodell eine andere Technik einzusetzen.
Anfang Januar hatte eine Batterie in einem am Boden stehenden "Dreamliner" in Boston Feuer gefangen. Bei einem anderen Jet in Japan hatte der Akku in der Luft zu schmoren begonnen, die Maschine musste notlanden. Die US-Sicherheitsbehörde NTSB hegt mittlerweile Zweifel an der Sicherheit der verwendeten Lithium-Ionen-Technik, die auch in Handys oder Laptops zum Einsatz kommt und dort ebenfalls schon zu Bränden geführt hatte.
Airbus in Lauerstellung
"Wir haben das klassische Konzept mit Nickel-Cadmium-Batterien immer parallel geprüft", sagte Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath am Freitag. Wenn die Untersuchung der Brandursache bei dem Boeing-Modell zu dem Schluss komme, dass die Batterietechnik noch nicht reif für den Einsatz sei, habe Airbus vor der Auslieferung der ersten Maschinen seines Konkurrenzmodells A350 genügend Zeit zum Umsteuern, erklärte er.
Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hatte Mitte Januar verfügt, dass der "Dreamliner" am Boden bleiben muss, bis die Ursache für die Batterieprobleme gefunden ist. Das könnte nach Aussagen der Chefin der Sicherheitsbehörde NTSB, Deborah Hersman, noch Wochen dauern.
Die beiden Behörden arbeiten parallel an dem Fall. Die Entscheidung, das Flugverbot aufzuheben, liegt aber bei der FAA.
50 "Dreamliner" stehen herum
Momentan stehen die bislang ausgelieferten 50 "Dreamliner" am Boden herum. Zudem hat Boeing weitere Auslieferungen gestoppt. Die Testflüge sollen nun dazu dienen, Daten über die Batterien und die elektrischen System zu sammeln, wie die FAA erklärte. Es gebe aber eine Reihe von Sicherheitsauflagen: Die Flüge dürften etwa nur in bestimmten Zonen über unbesiedeltem Gebiet stattfinden.
Die NTSB-Experten waren auf Kurzschlüsse in einer der Unglücksbatterien gestoßen. Sie wissen nur noch nicht, warum es dazu kam. Denkbar ist ein Fehler beim Laden, ein falsches Design oder Herstellungsprobleme. "Wir schauen uns genau an, was bei der Untersuchung herauskommt", sagte der Airbus-Sprecher.
Großraumjet A350 mit anderen Akkus
Der neue europäische Großraumjet A350 soll Mitte des Jahres erstmals abheben. Die erste Auslieferung ist für die zweite Jahreshälfte 2014 vorgesehen. Die bislang eingeplanten Lithium-Ionen-Batterien stammen allerdings von einem anderen Hersteller als beim "Dreamliner", wie der Firmensprecher erklärte.
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Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA hatte die Vorschriften zur Lithium-Ionen-Technik noch im März 2012 als nicht hinreichend ausgearbeitet erachtet, um sie in ihre Standards aufzunehmen. Derartige Batterien dürfen aber mit einer Sondergenehmigung eingesetzt werden, wie ein EASA-Sprecher erläuterte. Das bedeutete den gleichen Grad an Sicherheit. Nach Informationen des "Wall Street Journal" arbeitet Boeing bereits an einem neuen Batterie-Design, um das Risiko eines Brandes zu minimieren.
Nach dem Flugverbot müssen sich Fluggesellschaften auf eine verspätete Auslieferung ihrer bestellten "Dreamliner" einstellen. Boeing habe die für April und Juni geplanten Auslieferungen in Frage gestellt, teilte der norwegische Billigflieger Norwegian Air Shuttle am Freitag mit. Anstelle des neuen Modells wollen die Norweger im Falle einer Verspätung andere Langstreckenflugzeuge leasen. (dpa)