Hamburg. Seltene Erden sind teure Elemente und heiß begehrt beim Handy- oder Autobau. Bisher landen sie als Elektroschrott im Müll. Noch gibt es kein System, das die Rohstoffe richtig recyceln kann. Experten suchen in Hamburg nach Lösungen.
Ob in Flachbildschirmen, Computer-Chips, Batterien oder Energiesparlampen: Seltene Erden sind für Schlüsseltechnologien wegen ihrer besonderen chemischen Eigenschaften unentbehrlich. Das große Geschäft mit ihnen macht China: Es produziert rund 95 Prozent der weltweit gehandelten Wertstoffe - einer Gruppe von 17 Elementen, zu denen auch Scandium, Yttrium oder Thallium zählen.
Bis zu 90 Prozent dieser Wertstoffe werden heute bei der Herstellung von Elektronik, Fahrzeugen oder Medizintechnik verbraucht, sagte Professor Martin Faulstich von der Technischen Universität Clausthal am Dienstag bei einer Tagung in Hamburg. Er und 200 andere Experten klügeln zwei Tage lang in Hamburg neue Ideen aus, um das Recycling dieser wertvollen Ressourcen zu verbessern.
Kostbarer Elektromüll
Denn ein Großteil des Elektroschrotts landet im Restmüll - und verbrennt mit Hausmüll zu wertloser Schlacke. Weltweit hat sich noch kein funktionierendes Recycling-System etabliert - die Industrie steht erst am Anfang. Grund: Ungeachtet des rasanten Anstiegs der Rohstoffpreise seien Seltene Erden momentan noch zu preiswert, um sich merkbar auf die Produktpreise auszuwirken, sagte Faulstich.
Bei einem Laptop würden die Rohstoffe lediglich zwischen zwei und zehn Prozent der Produktionskosten ausmachen, erläutert Faulstich weiter. Für die Industrie habe es sich daher bisher nicht gelohnt, in die Entwicklung von Recycling-Systemen, in Alternativmodelle oder Anlagen zur Rettung der Metallschätze zu investieren.
Jährlich zehn Kilo Elektroschrott pro Kopf
Zwischen 20 und 50 Millionen Tonnen an Elektroschrott fallen nach Schätzungen der Abfall-Experten jährlich weltweit an. In Deutschland würde ein Einwohner bis zu zehn Kilo pro Jahr an elektronischen Geräten wie Mobiltelefone, Navigationssysteme oder Kühlschränke wegwerfen, sagte Hartmut Graßl vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht: Die weltweite Menge an Elektroschrott würde Jahr für Jahr zwischen zwei und fünf Prozent zunehmen.
Der weltweite Berg an Elektroschrott wächst damit weiter an. Dabei halten Abfallexperten durchaus Lösungen bereit, wie der scheinbar nutzlose Abfall zu Geld gemacht werden kann. Eine Idee seien Leasingsysteme für Autos oder teure Kopierer, mit denen Unternehmen in Zukunft sicherstellen könnten, dass keine der teuren Rohstoffe verloren gingen, erläuterte Faulstich.
Denkbar sei auch ein Pfand für Mobiltelefone in Höhe von zehn bis hundert Euro. Obwohl es hierzulande für jede Bierflasche eine Extra-Gebühr gebe, sei es merkwürdig, dass der Vorschlag, einen Sturm ausgelöst hatte, sagte Faulstich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass weniger Handys mit Pfand verkauft würden. Man muss phantasievoll sein, und darf solche Ansätze nicht einfach abkanzeln." Schon eine Tonne alte Handys bringt bis zu 250 Gramm Gold. (dpa)