Essen/Frankfurt. . Von vermummten Polizisten, Maschinenpistolen und einem Hubschrauber hatte Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen im Zusammenhang mit einer Razzia in der Konzernzentrale gesprochen. Die Generalstaatsanwaltschaft spricht nun von falschen Angaben. Fitschen gerät in Erklärungsnot.

Jürgen Fitschen hatte sich bei seinem Auftritt in Essen betont selbstsicher gezeigt. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich nicht nur Recht habe, das wäre zu billig, sondern dass ich auch Recht bekomme“, sagte der Co-Chef der Deutschen Bank. Gegen Fitschen laufen Ermittlungen der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft. Es geht in dem Fall um den Verdacht der schweren Steuerhinterziehung beim Handel mit Luftverschmutzungsrechten, Geldwäsche und versuchte Strafvereitelung. Im Dezember hatten Ermittler die Konzernzentrale durchsucht. Fünf Mitarbeiter der Bank landeten vorübergehend in Untersuchungshaft. Im Visier haben die Staatsanwälte auch Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause, weil sie eine fragliche – und später korrigierte – Steuererklärung unterschrieben hatten.

Sollten sich die Vorwürfe gegen Fitschen erhärten, müsste er wohl ohnehin seinen Posten an der Spitze von Deutschlands größtem Geldinstitut räumen. Dennoch ist es mehr als ungewöhnlich, dass sich ein Vorstandschef derart offensiv zu einem laufenden Verfahren der Justiz äußert. Fitschen hätte auch in Essen einfach schweigen können zur mehrere Wochen zurückliegenden Razzia. Doch Fitschen wollte reden. Auch bei Neujahrsempfängen in Bremen und Berlin gehörte Kritik an den Ermittlungen zum festen Bestandteil seines Vortrags.

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© von Born

„Das, was im Hause der Deutschen Bank stattgefunden hat, war unangemessen“, sagte Fitschen in der Essener Philharmonie. „Ich habe nicht eingesehen, dass 500 Polizisten, teilweise vermummt, teilweise schwer bewaffnet, mit Hubschraubern überm Dach als Unterstützung zu uns ins Haus kommen, um Informationen zu bekommen.“ Einen Tag später in Berlin sprach Fitschen davon, dass „500 Beamte, teilweise vermummt, teilweise mit Maschinenpistolen, im Foyer der Deutschen Bank aufmarschiert sind“. Nun haben Fitschens Schilderungen die Generalstaatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. „Wir hatten weder 500 Beamte im Foyer der Deutschen Bank noch waren die Beamten vermummt oder mit Maschinenpistolen bewaffnet“, erklärte Behördensprecher Günter Wittig. „Wir haben auch keinen Hubschrauber im Einsatz gehabt.“ Wittig betonte: „Hier geht es um Fakten, die nicht korrekt dargestellt werden.“

Kein Kommentar von der Deutschen Bank

Gibt es eine Erklärung dafür, dass die Darstellung der Staatsanwaltschaft derart von Fitschens Schilderung abweicht? Bleibt der Chef der Deutschen Bank bei seiner Darstellung? Beide Fragen ließ das Unternehmen auf Anfrage unbeantwortet. „Kein Kommentar“, hieß es lediglich.

Auch mit einem Anruf beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) kurz nach der Razzia hatte Fitschen Kritik auf sich gezogen. „Die Konsequenzen habe ich so nicht erwartet“, sagte Fitschen dazu in Essen. „Ich habe mich entschuldigt, nicht für das Telefonat, wie viele fälschlicherweise berichtet hatten, ich sehe keinen Anlass dazu. Aber für das, was hinterher draus geworden ist.“

Es sei „völliger Blödsinn“ zu behaupten, er habe versucht, sich „über das Recht“ zu stellen, gab Fitschen an. Er habe lediglich das getan, „was eigentlich jedem Bürger in diesem Land offensteht: Ich habe die Privilegien eines Rechtsstaats für mich in Anspruch genommen.“ Wenn er am Ende Recht bekomme, „dann will ich mal sehen, wie einige, die jetzt den Mund so weit aufgemacht haben, darauf reagieren werden“. Doch zunächst einmal droht Fitschen wohl neuer Ärger.