Essen. . Der neue Co-Konzernchef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, sprach in der Essener Philharmonie. Die Razzia in der Frankfurter Zentrale hält er nach wie vor für unverhältnismäßig.

Die Inszenierung hätte kaum passender sein können: Ein Bläserensemble intonierte zu Beginn des Neujahrsempfangs der Deutschen Bank „Nobody knows, the trouble I’ve seen“ – dann sprach am Dienstagabend der neue Co-Konzernchef Jürgen Fitschen in der Essener Philharmonie über eben diesen Ärger, den laut dem Gospel er gesehen hat, aber niemand sonst kennt. Fitschen, der zusammen mit Anshu Jain im Sommer die Nachfolge von Josef Ackermann angetreten hatte, äußerte vor allem Ärger über die Razzia, bei der Mitte Dezember 500 Polizisten die beiden Türme der Frankfurter Bank-Zentrale durchsucht hatten. Fitschen bekräftigte seine Kritik an dem Einsatz: „Ich habe Verständnis dafür, dass die Staatsanwaltschaft ihre Arbeit ordentlich machen will“. Er bleibe aber dabei, dass die Form des Einsatzes „unverhältnismäßig“ gewesen sei. „Das war geschäftsschädigend, und auch nicht gut für den Standort Frankfurt.“

Recht haben und Recht bekommen

Dies habe er auch dem hessischen Ministerpräsidenten Bouffier in einem anschließenden Telefonat gesagt, so Fitschen. Nach den hohen Wellen, für die dieser Anruf in der politischen Diskussion gesorgt hat, habe er sich jedoch „entschuldigt“, sagte der Banker. „Nicht für das Telefonat, ich sehe keinen Anlass dazu – sondern für das, was daraus geworden ist: der Eindruck, die Deutsche Bank und meine Wenigkeit versuchten sich über das Recht zu stellen.“

Fitschen gehört – wie Finanzvorstand Krause – zu den Deutsche-Bank-Mitarbeitern, gegen die die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt im Zusammenhang mit dem Handel von CO2-Emissionszertifikaten unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt. Fitschen und Krause haben die Umsatzsteuererklärung 2009 unterzeichnet, die in dem Verfahren eine Rolle spielt. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich nicht nur recht habe – das wäre zu billig – sondern auch Recht bekomme“, gab sich Fitschen in Essen kämpferisch.

„Vieles kompliziert, nicht transparent“

Mit Blick auf die Deutsche Bank bekräftigte er den Plan eines Kulturwandels, den er im Dezember bereits in Essen skizziert hatte – dies vor allem mit Blick auf die Kundenorientierung. In der Vergangenheit sei „vieles, was an Produkten entwickelt worden ist, zu kompliziert, nicht transparent“ gewesen. Dadurch habe die Deutsche Bank Vertrauen verloren. „Zu viele von Ihnen haben das Gefühl, die Banken haben Geschäfte gemacht, damit sie Geld verdienen, aber nicht um Ihre Bedürfnisse abzudecken“, sagte Fitschen in Richtung der geladenen Kundschaft.

Doch nun habe die Bank „einen Plan, den wir durchziehen werden, und wir haben auch keine Angst davor, in manchen Quartalen schmerzhafte Nachrichten vermelden zu müssen“, bekräftigte Fitschen. Der Ärger für ihn dürfte mit dem Jahr 2012 also kaum beendet sein.