Frankfurt/Main. . In ihrem Weihnachtsschreiben an die Mitarbeiter hat die Doppelspitze der Deutschen Bank nach einem Zeitungsbericht Besserung gelobt. Die beiden Co-Chefs Fitschen und Jain äußern sich erstmals gemeinsam, seit gegen Fitschen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Steuerbetrugs läuft.
Nach einer Reihe von Skandalen bei der Deutschen Bank haben sich die beiden Vorstandschefs mit einer gemeinsamen Botschaft an ihre Mitarbeiter zu Wort gemeldet. "Wir werden alles daran setzen, die Vergangenheit aufzuarbeiten", versprechen die Co-Vorsitzenden Jürgen Fitschen und Anshu Jain in einem Schreiben an die Mitarbeiter zum Jahresende, aus dem "FAZ" und "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" zitieren. Sie bekräftigen darin, sie wollten den versprochenen Kulturwandel bei Deutschlands größter Bank im kommenden Jahr vorantreiben. "Dieser Wandel ist nicht leicht und wird Zeit benötigen - aber er muss und wird erfolgen".
Fitschen und Jain haben dieses Jahr die Nachfolge des langjährigen Vorstandschefs Josef Ackermann angetreten und der Bank einen Kulturwandel verordnet. Sie müssen sich aber derzeit mit einer Reihe von Problemen aus der Vergangenheit des Instituts befassen:
Ende vergangener Woche hatte das Oberlandesgericht München die Bank im Kirch-Verfahren grundsätzlich zu Schadenersatz verurteilt. Die Höhe soll in einem Gutachten ermittelt werden. Die Erben des Unternehmers Leo Kirch werfen dem Institut vor, für den Zusammenbruch dessen Medienimperiums vor zehn Jahren verantwortlich zu sein. Ex-Bankchef Rolf Breuer hatte damals in einem Interview Zweifel an der Kreditwürdigkeit Kirchs geäußert. Seither überzieht die Familie die Bank mit Klagen in Milliardenhöhe.
Verschmutzungsrechte, Falschberatung, Libor-Manipulationen - Deutsche Bank in der Kritik
Im Zusammenhang mit dem Kirch-Verfahren wird ehemaligen Vorständen der Bank Prozessbetrug vorgeworfen, deshalb durchsuchte die Staatsanwaltschaft München am Mittwoch die Frankfurter Zentrale des Konzerns. Bereits eine Woche zuvor waren Büros der Bank wegen des Vorwurfs des Steuerbetrugs im Zusammenhang mit dem Handel von CO2-Verschmutzungsrechten durchsucht worden. Dabei wurden fünf Mitarbeiter vorübergehend in Untersuchungshaft genommen. Zudem wird in diesem Zusammenhang gegen Fitschen und Finanzchef Stefan Krause wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Fitschen hatte sich beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier telefonisch über die Razzia beklagt - und war dafür harsch kritisiert worden.
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Daneben muss sich das Institut weltweit mit weiteren Rechtsstreitigkeiten auseinandersetzen, unter anderem wegen Falschberatung bei Hypothekengeschäften in den USA. Experten erwarten angesichts der vielen Klagen in den kommenden Jahren Sonderlasten in Milliardenhöhe. Vorläufig entschieden wurde am Mittwoch der Prozess wegen riskanter Zinswetten gegen Kommunen in Italien: Hier sprach ein Gericht in Mailand die Bank zusammen mit der Schweizer UBS, der deutsch-irischen Depfa und das US-Geldhaus JP Morgan des schweren Betrugs für schuldig. Es geht um komplexe Zinsgeschäfte mit der Stadt Mailand.
Weitaus teurer für das Institut kann der Streit um Manipulationen des weltweiten Referenzzinssatzes Libor werden. Die Bank ist eines von mehr als einem Dutzend Geldhäuser, gegen das ermittelt wird. Die UBS musste in dieser Woche deswegen mehr als 1,1 Milliarden Euro zahlen. Experten rechnen auch bei anderen Instituten mit satten Strafen. Die Regulierer griffen härter durch als vor der Finanzkrise, urteilt die Ratingagentur Moody's in einer Kurzstudie. (dpa/rtr)