Passau/Berlin. Über die deutsche Wirtschaftsentwicklung herrscht Uneinigkeit. Während Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler die Erwartungen an einen Konjunkturaufschwung gedämpft hat, sagen Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung etwas anderes. Demnach soll die Flaute nicht lange anhalten.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat die Erwartungen der deutschen Wirtschaft an einen Konjunkturaufschwung gedämpft. "Die Zeiten werden rauer", warnte Rösler in der "Passauer Neuen Presse". Die Konjunktur werde sich 2013 abschwächen. Die Unruhe in der Eurozone führe zu Verunsicherung bei den Unternehmen und dämpfe die Investitionen. "Aber Krisen sollte man nicht herbeireden", sagte Rösler.
Die Bundesregierung hatte ihre Wachstumsprognose für 2013 im Oktober auf 1,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesenkt. Dank "gewaltiger Anstrengungen" in den vergangenen Jahren stehe die deutsche Wirtschaft robust da, sagte Rösler der "Passauer Neuen Presse". Nun müsse jedoch die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gesichert werden. Dazu gehören dem Minister zufolge "bezahlbare Energie und keine zusätzlichen Belastungen für die Arbeitnehmer".
Konjunkturelle Schwächephase schon bald überwunden
Das Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sagt etwas anderes. Nach Berechnungen dürfte die Konjunktur im Winter 2012 weiter sinken, aber die Schwächephase schon bald überwinden. Die Forscher aus Berlin erwarten im Vergleich zum dritten Quartal einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent. Die Industrie habe die Produktion im vierten Quartal kräftig zurückgefahren, hieß es am Donnerstag im monatlichen DIW-Konjunkturbarometer.
"Die Nachfrage aus dem Euroraum war in den vergangenen Monaten schwach", sagte Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. "Dazu kommt, dass die Unternehmen im Inland die Nachfrage nach Investitionsgütern massiv eingeschränkt haben." Im dritten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt noch um 0,2 Prozent gewachsen.
Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte gut bleiben
Die Flaute werde aber nicht lange anhalten, meinte Fichtner. Die Weltkonjunktur dürfte allmählich wieder Fahrt aufnehmen. Die deutschen Unternehmen, die gerade in den schnell wachsenden Schwellenländern gut aufgestellt seien, würden davon merklich profitieren und dann die günstigen Finanzierungsbedingungen nutzen können, um ihre Investitionen deutlich auszuweiten, so das DIW. Dafür spreche auch die zuletzt bessere Stimmung der Unternehmen: Seit zwei Monaten blickten die stark vom Export abhängigen Industrieunternehmen wieder zuversichtlicher in die Zukunft.
Angesichts dessen dürfte auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt insgesamt gut bleiben. "Die Erwerbstätigenzahlen sinken zwar zunächst leicht, vor allem in der Industrie und bei den industrienahen Dienstleistern", erwartet Fichtner. "Bereits ab Frühjahr werden die Unternehmen aber wohl wieder vermehrt Beschäftigung aufbauen." (afp)