Berlin. Dem Insolvenzverwalter der deutschen Banktochter von Lehman Brothers steht nach Gebührenordnung das Rekordhonorar von 800 Millionen Euro zu. Aktionärsvertreter rechtfertigen die Summe.

Deutschlands größte Aktionärsvereinigung hat das Honorar von bis zu 800 Millionen Euro für den Insolvenzverwalter der deutschen Tochter der US-Investmentbank Lehman Brothers verteidigt. Zwar klinge die Summe zunächst „absolut zu hoch“, sagte die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt, im Deutschlandfunk. Doch entspreche das Honorar angesichts einer Insolvenzmasse von gut 15 Milliarden Euro im bisher größten deutschen Abwicklungsverfahren den rechtlichen Bestimmungen.

„Die Rechtfertigung ist eine gesetzliche“, erklärte Bergdolt. Das Honorar richte sich nach dem Erfolg beim Eintreiben der Gläubigerforderungen. „Dieser Insolvenzverwalter war sehr erfolgreich“, sagte sie. Die Kanzlei CMS Hasche Sigle, bei der das Insolvenzverfahren liegt, hatte eine hohe Quote für die Gläubiger in Aussicht gestellt und die Honorarerwartung per Gutachten bestätigen lassen.

Durch die erhebliche Insolvenzmasse sei eine Erfüllung der Gläubigerforderungen „zu 80 Prozent im Bereich des Denkbaren“, sagte Hubertus Kolster, Managing Partner der Kanzlei CMS Hasche Sigle, bei der das Verfahren der deutschen Tochter von Lehman Brothers angesiedelt ist, im dapd-Interview. Ansprüche könnten sicher „zu einem Prozentsatz von 60 Plus X erfüllt werden“. Der Insolvenzverwalter sei erst von geringen Werten ausgegangen.

Zertifikate-Käufer gehen leer aus

Deutsche Käufer von Lehman-Zertifikaten können allerdings in dem Verfahren nicht auf Geld hoffen. „Die Zertifikate wurden in der Regel von anderen Lehman-Gesellschaften oder Banken ausgegeben“, sagte Kolster. Für den kommenden Donnerstag hat das Amtsgericht Frankfurt zu einer Gläubigerversammlung geladen, bei dem der Konkursverwalter einen Insolvenzplan vorlegen will.

Isolvenzverwalter muss Anwälte bezahlen

Von den möglichen 800 Millionen Euro Honorar Honorar müsste der Insolvenzverwalter die Anwälte bezahlen, die seit 2008 mit dem Eintreiben der Forderungen beschäftigt waren, erklärte Bergdolt. „Da bleibt sicherlich ein guter Teil bei ihm, aber er hat auch selbst einen großen Apparat zu tragen“, sagte sie. 70 Millionen Euro Vorschuss hat der Verwalter vom Amtsgericht in Frankfurt bereits erhalten. Die Pleite von Lehman Brothers hatte 2008 die weltweite Finanzkrise ausgelöst. (dapd)