Berlin. Vorsicht beim Online-Einkauf von Lebensmitteln – dazu rät das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Die Behörde hat im abgelaufenen Jahr seine Kontrollen zum ersten Mal auf das Internet ausgedehnt. Ergebnis: Ein Viertel der Betriebe war nicht ordnungsgemäß registriert.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) rät zur Vorsicht beim Online-Einkauf von Lebensmitteln. Rund ein Viertel der Unternehmen, die online Lebensmittel verkaufen, seien zum Zeitpunkt der Überprüfung nicht registriert und damit den Behörden nicht bekannt gewesen, heißt es im Jahresbericht der Lebensmittelüberwachung 2011. Bei den reinen Internethändlern seien es gar mehr als 40 Prozent gewesen.
Das BVL hatte Anfang 2011 gemeinsam mit zehn Bundesländern ein Pilotprojekt zur Kontrolle des Online-Lebensmittelhandels gestartet. "Das Hauptaugenmerk liegt auf den Nahrungsergänzungsmitteln", sagte BVL-Projektleiter Georg Schreiber. "Oft wird das Blaue vom Himmel versprochen, tatsächlich enthalten viele Mittel gesundheitsschädliche Substanzen." Vorsicht sei vor allem beim Kauf von Schlankheits-, Schönheits- und Potenzsteigerungsmitteln geboten. Auch Anti-Aging-Produkte und Sportlernahrung seien auffällig gewesen.
Online-Kunden sollten bei Internetseiten aufs Impressum achten
Den Verbrauchern riet Schreiber dazu, sich das Impressum des jeweiligen Internethändlers genau anzuschauen. Einige Onlineshops nutzten Briefkastenadressen, um sich zu tarnen. Sollte kein Impressum vorhanden sein, sollte vom Kauf abgesehen werden. Auch eine Rücksprache mit einem Arzt über die Inhaltsstoffe der Produkte sei ratsam, sagte Schreiber.
VerbraucherschutzWie aus dem in Berlin vorgestellten Jahresbericht weiter hervorging, wurden 2011 bei etwa jedem vierten Lebensmittelbetrieb Verstöße festgestellt. Bei 933.751 Kontrollbesuchen in 548.233 Betrieben habe es bei rund 140.000 von ihnen Beanstandungen gegeben. Meist wurde die allgemeine Hygiene beanstandet, dazu zählt unter anderem Schmutz in den Räumlichkeiten.
Kontrolleure moniren Verstöße bei jedem vierten Betrieb
Verbraucherschützer und Oppositionsparteien kritisierten, dass die Zahl der Beanstandungen seit Jahren auf diesem Niveau stagniert. Die Verbraucherschutz-Sprecherinnen der Bundestagsfraktionen von Grünen und Linken, Nicole Maisch und Karin Binder, forderten Ministerin Ilse Aigner (CSU) auf, rasch die Rechtsgrundlage für ein bundesweit einheitliches Modell der sogenannten Hygiene-Ampel zu schaffen. Auf der Hygiene-Ampel soll ein Gast auf einem Farbstrahl in Ampelfarben mit einem Blick erkennen, ob in einem Restaurant sauber gearbeitet wird. Einige Bundesländer sperren sich dagegen, da sie zu hohe Kosten bei der Umsetzung fürchten.
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BVL-Präsident Helmut Tschiersky-Schöneburg und der Vorsitzende der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz, Volker Kregel, verwiesen angesichts der stagnierenden Beanstandungszahlen auf die Praxis der "risikoorientierten Überwachung". Betriebe mit höherem Risiko werden häufiger kontrolliert. Dies bringe eine "gewisse Festschreibung" mit sich, sagte Kregel.
Vor allem Baby- und Sportlernahrung beanstandet
Von den etwa 402.000 untersuchten Lebensmittelproben wurden vergangenes Jahr 13 Prozent beanstandet. Die mit Abstand höchste Quote entfiel mit 22 Prozent auf Produkte für sogenannte "besondere Ernährungsformen" wie etwa Baby- oder Sportlernahrung. Bei ihnen sei die Wirksamkeit häufig nicht belegt, hieß es.
Lobend hob Tschiersky-Schöneburg indes die Hygienesituation in Großküchen und -kantinen hervor. Die bundesweit mehr als 1.000 Betriebskontrollen im Jahr 2011 hätten ein positives Bild ergeben, sagte der BVL-Präsident. Großküchen hatten vor wenigen Wochen in der Kritik gestanden, nachdem Tausende Menschen in Ostdeutschland - vor allem Kinder - an Brechdurchfall erkrankten. Auslöser waren aber verunreinigte Tiefkühl-Erdbeeren aus China. (dapd)