Essen. . Die US-Mutter General Motors erwartet Milliardenverlust bei Opel und beharrt auf Werksschließung. Der Standort Bochum spielt bei den Zukunftsplänen des Konzerns offenbar keine Rolle mehr. Arbeitsgruppe der Landesregierung arbeitet an Konzepten für die Zeit nach Opel.

Betriebsrat und IG Metall kämpfen nach wie vor um das Bochumer Opel-Werk. Nichts sei entschieden, die Verhandlungen liefen weiter, lautet dieser Tage die Standard-Antwort auf die Frage nach dem Schicksal des Ruhrgebiets-Werks. Gleichwohl betonte die Opel-Mutter General Motors anlässlich verheerender Bilanzzahlen gestern erneut, was sie mit dem Standort vorhat: „Für das Opel-Werk Bochum ist nach dem Auslaufen des aktuellen Zafira Tourer – vorbehaltlich weiterer Konsultationen – kein neues Produkt geplant.“ So formulierte es Opel-Aufsichtsrats-Chef Steve Girsky in Rüsselsheim bei der Vorstellung seines Plans: „Drive Opel 2022“.

Warum Girsky diesen Satz trotz der laufenden Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite wählte, will in­terpretiert werden. Ist der „Schock“, den prompt die „Bild“ ausmachte, die bewusst platzierte Botschaft? Oder ist dies lediglich „der alte Stand der Dinge“, wie die IG Metall betont?

Bochum spielt in den Planungen keine Rolle mehr

Vordergründig betrachtet ist es so. Bereits im Juni erklärte GM, der Zafira werde bis 2016 in Bochum gebaut. Einen Schließungsbeschluss gab und gibt es nicht. Aber in den Plänen für Zusammenlegungen von Produktionen in den nicht ausgelasteten Werken in Europa spielte schon damals Bochum keine Rolle mehr. So gesehen hat sich nichts geändert. IG Metall und Betriebsrat versuchen, in den aktuellen Verhandlungen über ein Zukunftskonzept für Opel und seine Mitarbeiter GM vom Erhalt des Bochumer Werks zu überzeugen. Das ist ihnen bisher offensichtlich nicht gelungen, wie Girskys Einlassung von gestern untermauert.

Sie setzt auch die von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) mit GM ins Leben gerufene Arbeitsgruppe „Bochum – Perspektive 2022“ in ein anderes Licht, als es bei der Präsentation am Dienstag erscheinen sollte. Die Interpretation drängt sich auf, dass damit nicht die Rettung des Bochumer Werks, sondern ein wie auch immer gearteter Ersatz für den ab 2017 verwaisten Standort vorbereitet werden soll.

Warum die Amerikaner ihr Europa-Geschäft umkrempeln müssen, verdeutlichen die gestern vorgelegten Quartalszahlen. Während der US-Autokonzern einen Nettogewinn von 1,5 Milliarden Dollar (1,15 Milliarden Euro) erzielte, verlor GM in Europa (Opel/Vauxhall) 500 Millionen Dollar (385 Millionen Euro). Für das Gesamtjahr 2012 wird ein Minus von bis zu 1,4 Milliarden Euro erwartet. Die Neuzulassungen in Europa sind von Januar bis September um gut 15 Prozent auf 657 400 Autos eingebrochen, selbst im Kernmarkt Deutschland wurden nur noch 163 000 Opel (- 13 Prozent) verkauft. Im September gab es sogar einen Einbruch um 26 Prozent.

2300 Stellen in 2012 abgebaut

Die GM-Manager rechnen frühestens 2015 mit einem ausgeglichenen Ergebnis in Europa. Dafür muss Europa-Chef Girsky neue Sparprogramme liefern oder das Kunststück fertigbringen, gegen den Trend zu wachsen. Der gestern verkündete Abbau von 2600 Stellen in diesem Jahr in Europa ist jedenfalls längst eingepreist. 2300 Mitarbeiter, laut Opel viele aus der Verwaltung, sind Stand heute bereits ausgeschieden – über laufende freiwillige Vorruhestands- und Abfindungsprogramme. Was darüber hinaus passiert, ist ebenfalls Teil der laufenden Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite.

Was Girksy gestern sonst noch als „Drive Opel 2022“-Strategie vorstellte, war ebenfalls bekannt: Die Modelloffensive, die Partnerschaft mit Peugeot PSA und die bessere Auslastung der Werke. Als Zukunftskonzept, für das sie weitere Sparbeiträge der Beschäftigten akzeptieren würde, lässt die IG Metall in NRW dies nicht gelten, wie es gestern hieß. Dafür sei es zu unkonkret.