München.. Nach der Schmiergeldaffäre 2006 hat Ex-Finanzminister Theo Waigel dem Siemens-Konzern für den Aufbau eines Anti-Korruptionssystems gute Noten gegeben. Waigel hatte den Monitoring-Prozess über vier Jahre lang geleitet und scheidet nun bei Siemens aus.
Der scheidende Aufpasser Theo Waigel hat Siemens für den Aufbau eines internen Anti-Korruptionssystem ein positives Zeugnis ausgestellt. „Siemens hat in den letzten Jahren enorme Anstregungen unternommen, sein Compliance-System zu überarbeiten und zu stärken. Integres Verhalten ist zu einem integralen Bestandteil der Unternehmenskultur hat“, lobte der ehemalige Finanzminister.
Waigel beendet nach vier Jahren seine Arbeit für das US-Justizministerium und die Börsenaufsicht SEC, die ihn als Überwacher des Aufbaus der Korruptionsbekämpfung bei Siemens eingesetzt hatten. Seine Auftraggeber hätten an den Fortschritten bei dem Technologiekonzern nichts zu bemängeln gehabt, sagte er.
Schmiergeldaffäre 2006
Ende 2006 hatte die schwerste Schmiergeldaffäre der deutschen Nachkriegsgeschichte Siemens in Misskredit gebracht. Rechtsvorstand Peter Solmssen, der wenig später an Bord geholt worden war, gelang es, bei seinen amerikanischen Landsleuten mit Waigel erstmals einen deutschen Überwacher für einen Korruptionssünder durchzusetzen. Siemens fügte sich den Auflagen der US-Behörden und wurde als Belohnung dafür nicht von den öffentlichen Lieferantenlisten gestrichen. „Der größte Erfolg war, dass wir keine vergaberechtlichen Probleme bekommen haben“, sagte Solmssen.
2300 Mitarbeiter standen Rede und Antwort
In den vergangenen vier Jahren nahm Waigel nach eigenen Angaben 20 Landesgesellschaften des Konzerns unter die Lupe und inspizierte das Unternehmen in weiteren 19 Ländern. Rund 51 000 Dokumente wanderten über die Schreibtische der Monitoring-Stelle, und gut 2300 Mitarbeiter mussten Rede und Antwort stehen. Heute beschäftigt Siemens weltweit 600 hauptamtliche Korruptionsbekämpfer. Ein Schaden für das Geschäft sei Siemens durch die schärferen Regeln nicht entstanden, sagte Waigel. „Im Gegenteil, das wirkt sich eher positiv aus.“ Nur vereinzelt seien Aufträge durch die Lappen gegangen, wenn sich Siemens-Mitarbeiter Bestechungsforderungen widersetzt hätten. Das Unternehmen sei inzwischen ein maßgeblicher Ratgeber für andere Firmen in Sachen Wohlverhaltensregeln.
Ein während seiner Amtszeit neuer Bestechungsfall durch Siemens-Mitarbeiter in Kuwait habe ihn maßlos geärgert, erzählte Waigel. „Diese Personen wurden in Erlangen ausgebildet und haben alle Compliance-Schulungen mitgemacht.“ Konsequenzen der Amerikaner seien dennoch ausgeblieben. Aus einzelnen Ländern habe sich Siemens angesichts der örtlichen Missstände zeitweise zurückgezogen. Welche Länder das sind, wollte das Unternehmen ebenso wenig preisgeben wie die Kosten für das Monitoring. (mit rtr)