Dortmund. . Laut der alljährlichen Continentale-Studie sind die Bundesbürger sehr zufrieden mit ihrer medizinischen Versorgung - allerdings werden auch die immensen Kosten registriert. 20 Prozent der Befragten haben Behandlungen nicht durchführen lassen, weil eine Zuzahlung fällig geworden wäre.

Über 80 Prozent der Deutschen finden das Gesundheitssystem zu teuer. Zusätzlich zu den Krankenkassenbeiträgen haben gesetzlich Versicherte im vergangenen Jahr im Schnitt 380 Euro an Zuzahlungen für medizinische Leistungen ausgegeben. Darin enthalten ist auch die Praxisgebühr, es sind aber auch Behandlungen, die der Patient für sein Wohlbefinden komplett selber zahlt. Zu diesem Ergebnis kommt die Continentale-Studie 2012.

Demnach geben Frauen mit 440 Euro deutlich mehr für ihre Gesundheit aus als Männer (300 Euro) – und Westdeutsche deutlich mehr als Ostdeutsche.

Keine Behandlung wegen nötiger Zuzahlung

Alarmierend: 20 Prozent der Befragten haben Behandlungen nicht durchführen lassen, weil eine Zuzahlung fällig geworden wäre. Die Hälfte von ihnen gibt dabei als Grund offen an, dass sie es sich nicht hätten leisten können.

Trotz Zuzahlung seien aber insgesamt über 95 Prozent der 1285 Befragten mit dem System vergleichweise zufrieden. In internationalen Studien landet unser Gesundheitssystem in der Regel zwar allenfalls im Mittelfeld, die große Mehrheit der Befragten fühlt sich laut Continentale-Befragung in deutschen Krankenhäusern und Praxen aber bestens aufgehoben und möchte mit Nachbarn in Europa lieber nicht tauschen.

86 Prozent der Bundesbürger sind sogar der Ansicht, dass das deutsche Gesundheitswesen zu den leistungsfähigsten der Welt zählt. Ob das auf Dauer so bleiben wird, scheint aber fraglich. jedenfalls gibt es laut Studie deutliche Zweifel daran. Die meisten der Befragten fänden es richtig, wenn heute Rücklagen für die Zukunft gebildet würden. Über die Hälfte rechnet nämlich damit, dass die gesetzliche Krankenkasse in heutiger Form nicht mehr finanzierbar sein wird. Als Folge werden höhere Beiträge oder weniger Leistung vermutet – oder gar beides.

Mehr Anhänger der Bürgerversicherung im Osten

Dem Modell Bürgerversicherung als langfristig bezahlbare und Alternative zu einer „Zwei-Klassen-Medizin“ stehen Ostdeutsche mit 52 Prozent Akzeptanz tendenziell positiver gegenüber als Westdeutsche (41 Prozent).

Über die letzten zehn Jahre betrachtet, sind die gesetzlich Versicherten mit der aktuellen Situation dennoch so zufrieden wie nie zuvor. 67 Prozent finden die Leistungen in Ordnung, 61 Prozent auch den Preis, den sie dafür zahlen. Die höchste Unzufriedenheit wurde 2003 gemessen. „Da wurde die Praxisgebühr eingeführt“, erklärt Bernd Goletz von der Continentale. Einen Ausreißer nach oben gab es auch 2011, als einige Kassen Zusatzgebühren erhoben hatten.

Die derzeit auf den Konten der Krankenkassen herumschwappenden Milliarden-Überschüsse wollen die Deutschen angeblich nicht in Form von Bonuszahlungen oder Beitragssenkungen wieder zurückbekommen. Das würden sich laut einer anderen gestern vorgestellten Studie nur 20 Prozent der Bundesbürger wünschen. Stattdessen forderten die Versicherten, dass das Geld bei den Kassen bleibe und in eine verbesserte Versorgung investiert werde. Diese Studie wurde von den Betriebskrankenkassen in Auftrag gegeben.