Berlin. Die Ärzte erhöhen den Druck im Honorarstreit. Bevor auch Arztpraxen geschlossen werden könnten, nutzen die Ärzte ein bürokratisches Mittel. Sie antworten auf manche Schreiben nur mit Standardsätzen. Die Krankenkassen bieten eine Honorarerhöhung von 0,9 Prozent. Die Ärzte wollen 11 Prozent.
Die niedergelassenen Ärzte haben am Montag Protestaktionen gestartet, um im
Honorarstreit Druck auf die Krankenkassen zu machen. So sollen Anfragen der
Kassen etwa zu Krankschreibungen oder zu Reha-Maßnahmen von den Ärzten nur noch
mit Standardanschreiben beantwortet werden, sagte ein Sprecher des Verbandes der
niedergelassenen Ärzte (NAV-Virchow-Bund) am Montag in Berlin. Damit solle die
Kassenbürokratie "geblockt werden".
Der Verbandssprecher verwies auf eine frühere Studie, wonach sich die
Anfragen der Kassen im Jahr auf eine Zahl von sechs Millionen summierten. Dies
koste die Ärzte schätzungsweise insgesamt eine Million Stunden Arbeitszeit im
Jahr.
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte im Vorfeld der
Proteste "gezielte Nadelstiche" gegen die Kassen angekündigt. So sollen auch
Bonushefte vorerst nicht mehr abgestempelt werden. Anfragen der Kassen sollen
zudem nur noch vor 8.00 Uhr morgens oder nach 20.00 Uhr abends beantwortet
werden.
Kassenärzte fordern mehr Honorar
Die Ärztevertreter betonten, die Protestaktionen richteten sich in
erster Linie gegen die Krankenkassen und nicht gegen die Patienten. Nach der
noch bis Mittwoch laufenden Urabstimmung der Ärzteschaft kann es allerdings auch
zu Praxisschließungen kommen. Die vom NAV-Virchow-Bund koordinierten Proteste
werden von mehr als 30 freien Ärzteverbänden unterstützt, die rund 100.000
Kassenärzte vertreten.
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Mit den Protestaktionen wollen die Ärzte ihren Forderungen nach
deutlich mehr Honorar Nachdruck verleihen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung
(KBV) hatte die Honorarverhandlungen mit den Kassen vor rund einer Woche
abgebrochen.
Die Ärzte lehnen einen Schlichterspruch ab, der den Kassenärzten
für das nächste Jahr eine Honorarerhöhung von 270 Millionen Euro oder 0,9
Prozent zugestanden hat. Die KBV fordert für die rund 150.000 niedergelassenen
Ärzte und Psychotherapeuten stattdessen insgesamt 3,5 Milliarden Euro, was ein
Plus von rund elf Prozent wäre. (afp)