Essen. . Auf ihre Tasse Kaffee möchten viele Menschen nicht verzichten. Aber ist das eigentlich gesund? Wir räumen mit hartnäckigen Irrtümern auf.
Kaffee zu trinken ist für viele Menschen ein großer Genuss. Manche Irrtümer rund um das Thema Kaffee halten sich hartnäckig. Ist Espresso stärker als Filterkaffee? Entzieht Kaffee dem Körper wirklich Wasser? Sorgt Kaffee für Schlafstörungen? Der Essener Kaffee-Experte Jörn Porankiwitz räumt mit den Halbwahrheiten auf. Der gelernte Werbekaufmann hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und in Kettwig eine eigene Rösterei eröffnet.
Irrtum 1: Espresso ist stärker als Filterkaffee.
Stimmt so nicht. Wenn man die „Stärke“ nur auf den Koffeingehalt bezieht, ist der Filterkaffee stärker, da er mehr Koffein enthält. Hingegen ist das Aroma eines Espressos laut dem Kettwiger Röster, der seit seinem 14. Lebensjahr leidenschaftlicher Espresso-Trinker ist, kräftiger, da durch die Art der Zubereitung mehr Aromastoffe gelöst werden.
Irrtum 2: Kaffee entzieht dem Körper Wasser.
Falsch! Kaffee besteht selbst zu fast 100 Prozent aus Wasser. Richtig ist hingegen die harntreibende Wirkung bei Menschen, die selten Kaffee trinken. Der Körper gleicht jedoch selbst seinen Flüssigkeitshaushalt aus. Das Glas Wasser, das oft im Ausland zum Kaffee gereicht wird, ist nach Porankiwitz nur zum Neutralisieren der Geschmacksknospen auf der Zunge gedacht, damit das Aroma sich besser entfalten kann. Übrigens: Das Wasser sollte immer Raumtemperatur haben und vor dem Kaffee getrunken werden.
Irrtum 3: Kaffee sorgt für Schlafstörungen.
So einfach ist das nicht. Wer spät abends noch einen Espresso bestellt, hört oft die Frage, ob er danach noch schlafen kann. Entgegen vieler Volksweisheiten kann eine Tasse Kaffee sogar beim Einschlafen helfen: Denn Kaffee erweitert die Gefäße. Hingegen können natürlich große Mengen Koffein den Schlaf stören bzw. Menschen, die nie Kaffee trinken, werden nicht so leicht in den Schlaf finden. Der Essener Kaffeeröster kann jeden Abend seinen Espresso wie viele andere Kaffeetrinker ohne Schlafprobleme genießen.
Irrtum 4: Kaffee schadet dem Magen.
Auch für diese These gibt es keine Belege. Für den Magen ist der Kaffee nicht das Problem, sondern die Art der Röstung. Der Essener Kaffee-Experte, dem das Kaffeetrinken früher auch Magenbeschwerden bereitet hat, erklärt, dass Großbetriebe die Bohnen mit sehr hohen Temperaturen innerhalb von 90 Sekunden rösten. Dabei entstehen Bitterstoffe, die den Magen reizen. Bei einer schonenden Langzeitröstung werden reizende Substanzen und Säuren, die zu Sodbrennen führen können, zerstört.
Irrtum 5: Kaffee ist schlecht für den Blutdruck und das Herz.
Weit gefehlt! Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DifE) haben sich in einer Studie mit der Wirkung von Kaffee auf die Gesundheit beschäftigt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Kaffeetrinken nicht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf oder gar Krebserkrankungen verbunden ist . Bei Personen, die viel Kaffee tranken, beobachteten die Forscher sogar ein vermindertes Typ-2-Diabetes-Risiko.
Irrtum 6: Kaffee wird im Kühlschrank gelagert.
Quatsch! Der Essener Kaffeeröster rät seinen Kunden, den frisch gemahlenen Kaffee möglichst nicht in andere Gefäße umzufüllen, denn jedes Mal verliert der Kaffee so sein Aroma. Am besten sollte der Kaffee in der Originalverpackung in einer Dose gelagert werden. Den Kaffee im Kühlschrank aufzubewahren, gehört nach Porankiwitz in die Kategorie weitverbreiteter Mythos. Gerade im Kühlschrank besteht die Gefahr der Kondensation und damit des Aromaverlustes. Im schlimmsten Fall kann sich Schimmel bilden.
Irrtum 7: Koffein macht süchtig.
Nicht wirklich. Kaffee gehört nicht zu den Suchtmitteln. Regelmäßige Kaffeetrinker klagen zwar über Kopfschmerzen bei einem Verzicht auf Koffein, die jedoch nach kurzer Zeit von selbst aufhören. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass es keine Abhängigkeit im Sinne einer Sucht gibt.
Irrtum 8: Den besten Espresso bekommt man in Italien
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Schon lange nicht mehr oder besser: nicht nur dort! Generell, betont der Kettwiger Kaffeegourmet, besteht ein guter Espresso oder Kaffee aus mehreren Komponenten: Die Bohnen sollten frisch geröstet und gemahlen sein, und der Kaffee sollte handwerklich gut zubereitet werden. Nicht nur die Kontaktzeit mit dem Wasser, sondern auch die Temperatur des Wassers ist entscheidend. Auch hier ist eine Halbweisheit sehr verbreitet: Kochendes Wasser sollte man gerade nicht nehmen, denn so wird der Kaffee bitter. Nach Porankiwitz eignet sich 95 Grad heißes Wasser am besten. Übrigens: Besonders der Härtegrad und ph-Wert des Wassers beeinflussen den Geschmack des Kaffees. Jörn Porankiwitz empfiehlt bei einem zu hohen Kalkgehalt einen Wasserfilter oder spezielles Wasser, das im Fachhandel verkauft wird. Übrigens: Fließt das Wasser zu schnell, wird der Kaffee säuerlich. Tropft das Wasser in der Maschine zu langsam, lösen sich Bitterstoffe, und der Kaffee wird bitter.
Irrtum 9: Nach einer durchzechten Nacht hilft Kaffee beim Ausnüchtern.
Leider nein! Zwar führt die belebende Wirkung des Kaffees dazu, dass man sich vielleicht etwas frischer fühlt, aber Vorsicht: Der Alkohol im Blut wird mit Kaffee nicht schneller abgebaut. Der Essener Kaffee-Experte rät an solchen Tagen zu Klassikern wie saure Gurken und Mineralien.
Irrtum 10: Kaffee macht nervös.
Nicht unbedingt. Auch hier gilt wieder die Regel: Jeder Körper reagiert anders auf Koffein. Wissenschaftler haben entdeckt, dass bei einem Konsum von bis zu fünf Tassen täglich, Kaffee sogar anregend wirkt. Da Koffein die Gefäße erweitert, wird so die Konzentration und Aufnahmebereitschaft eher gesteigert.