Berlin. . Ärzteverbände streiten erbittert um eine deutliche Erhöhung der Honorare - nun drohen sie mit Streiks. Aber was verdienen niedergelassene Mediziner wirklich? Die Wahrheit ist: Einkommen gehen weit auseinander – je nach Arztgruppe und Praxis-Standort.

Die Ärztevertreter haben die Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen platzen lassen. Sie wollen mehr Geld. Nun drohen noch im September Streiks.

Doch was verdienen Ärzte wirklich? Hier gibt es immense Unterschiede zwischen den Fachgruppen, zwischen den Regionen und zum Teil innerhalb einzelner Städte. So bekommen die niedergelassenen Doktoren an Rhein und Ruhr weniger Geld als in anderen Bundesländern. Obwohl die letzte Honorarreform hier gegensteuern sollte, wird der Milliardenkuchen unter den Ärzten ungleich verteilt.

Die Einnahmequellen: Ein niedergelassener Arzt hat im Kern drei Einnahmequellen: durch die Behandlung von gesetzlich Versicherten und Privatpatienten sowie durch sonstige Tätigkeiten – etwa den Verkauf von Zusatzleistungen, die die Patienten selbst bezahlen müssen (Igel). Lukrativ ist vor allem die Behandlung von Privatversicherten, weil es dafür mehr Geld gibt. Doch während Neurologen knapp 44 Prozent ihres Honorars auf diesem Wege bekommen, sind es bei Allgemeinmedizinern laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) nur 13 Prozent.

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Die Ausgaben: Von den Honoraren geht gut die Hälfte für Betriebsausgaben drauf, also für Personal, Miete und Geräte. Übrig bleibt der Reinertrag. Im Monat bleiben zwischen 7000 und 10.000 Euro übrig (siehe Grafik), dies freilich nur aus den Einnahmen durch Kassenpatienten. Von diesem Ertrag muss der Arzt noch Steuern zahlen sowie Altersvorsorge, Kranken- und Pflegeversicherung finanzieren.

Das Nettogehalt: Allen Rufen nach höheren Honoraren zum Trotz musste sogar KBV-Chef Andreas Köhler im Juli zugeben, dass niedergelassene Mediziner im Schnitt „nicht schlecht“ bezahlt sind. So verdient ein niedergelassener Mediziner laut KBV im Schnitt 5442 Euro netto im Monat. Betriebskosten, Steuern, Abgaben für Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Altersvorsorge sind bereits abgezogen. Doch innerhalb der Facharztgruppen gibt es gewaltige Unterschiede. Während der Orthopäde 6344 Euro netto im Monat erhält, bekommt der Facharzt für Allgemeinmedizin 5018 Euro und ein Psychotherapeut lediglich 2658 Euro.

Inklusive Privatpatienten und Igel-Leistungen errechnen die Ersatzkassen aber 13.300 Euro Reinertrag je Arzt im Monat. Abzüglich Steuern und Abgaben blieben im Schnitt rund 7000 Euro netto übrig statt der von der Ärztevereinigung angegebenen 5442 Euro.

Die Verteilungsprobleme: Neben den Unterschieden zwischen den Ärztegruppen gibt es eine regional ungleiche Verteilung des Geldes. So bekommt ein Kassenarzt in Westfalen-Lippe 321 Euro jährlich für die Behandlung eines gesetzlich Versicherten und am Nordrhein 330 Euro. In Berlin dagegen gibt es 386 Euro je Versichertem.

Selbst in einzelnen Städten verdienen Ärzte höchst unterschiedlich: So liegen etwa Mediziner im nördlichen Ruhrgebiet meist unterm Schnitt, weil sie nur wenige Privatpatienten haben – im reicheren Süden ist es umgekehrt.