Berlin. 18 Jahre lang hat Russland auf diesen Augenblick gewartet und hingearbeitet: Das Land ist das 156. Mitglied der Welthandelsorganisation. Einige russische Unternehmen sehen den Beitrag allerdings kritisch, andere erhoffen einen Wirtschaftsaufschwung.
Nach jahrelangen Verhandlungen ist Russland am Mittwoch als 156. Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten. Am Freitag soll auch der Pazifikstaat Vanuatu aufgenommen werden. "Es war eine lange Reise für beide Länder, und sie werden zweifellos das multilaterale Handelssystem stärken", sagte WTO-Generaldirektor Pascal Lamy. Über den WTO-Beitritt Russlands war 18 Jahre lang verhandelt worden. Das Land war bislang die größte Volkswirtschaft außerhalb der Organisation. Die Europäische Union und die Bundesregierung begrüßten die Aufnahme Russlands in die WTO.
In Russland selbst ist die Mitgliedschaft allerdings umstritten: Zahlreiche Unternehmen befürchten, dass niedrige Importzölle und eine Deckelung der Subventionen, die Voraussetzung für eine WTO-Mitgliedschaft sind, ihrem Geschäft schaden könnten. Befürworter des Schritts erhoffen sich hingegen langfristig einen Wirtschaftsaufschwung, da er das Vertrauen ausländischer Investoren stärke.
Berlin und Brüssel sind zufrieden
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler begrüßte den Beitritt Russlands zur WTO. "Ich freue mich, dass der russische WTO-Beitritt nun offiziell vollzogen ist. Deutschland hat ihn stets unterstützt", sagte er am Mittwoch in Berlin. Russland sei für Deutschland einer der wichtigsten Handelspartner.
Der Beitritt werde zu einer umfassenden Senkung der dortigen Importzölle führen. Darüber hinaus verbessere er die Zugangsbedingungen bei Dienstleistungen. Insbesondere die deutsche Automobil- und Investitionsgüterindustrie rechneten sich zusätzliche Exportchancen aus. Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Russland betrug im vergangenen Jahr 75 Milliarden Euro.
Auch in Brüssel wurde Russlands Beitritt positiv bewertet. "Der heutige WTO-Beitritt Russlands ist ein entscheidender Schritt zur weiteren Einbindung des Landes in die Weltwirtschaft", sagte EU-Handelskommissar Karel De Gucht. "Er wird den Handel und die Investitionstätigkeit erleichtern, zur rascheren Modernisierung der russischen Wirtschaft beitragen und sowohl russischen als auch europäischen Unternehmen eine Fülle von Geschäftsmöglichkeiten erschließen."
Mit dem WTO-Beitritt unterwirft sich Russland zahlreichen Vorschriften über Zölle, gesundheitliche Maßnahmen, technische Normen sowie den Schutz geistigen Eigentums. De Gucht sagte, er sei zuversichtlich, dass Russland die internationalen Handelsregeln einhalten werde. (dapd)