München. Bewerber mit Kindern sollten bei der Einstellung bevorzugt werden. Das fordert Bevölkerungsforscher Herwig Birg. "Bei gleicher Qualifikation sollten Unternehmen den Bewerber einstellen, der durch die Erziehung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen Familienlasten trägt", sagte er.
Wegen der niedrigen Geburtenrate in Deutschland sollten Bewerber mit Kindern nach Ansicht des Bevölkerungsforschers Herwig Birg auf dem Arbeitsmarkt Vorrang haben. «Bei gleicher Qualifikation sollten Unternehmen den Bewerber einstellen, der durch die Erziehung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen Familienlasten trägt», sagte der Experte dem Münchener Nachrichtenmagazin «Focus». Dies gehe nur freiwillig und könne nicht per Gesetz angeordnet werden. «Aber allein, dass die Menschen darüber reden und sich aufregen würden, könnte den lange fälligen Bewusstseinswandel bewirken», zeigt sich der Wissenschaftler überzeugt.
Nach Birgs Ansicht ist das umlagefinanzierte Sozialversicherungssystem in Deutschland die Hauptursache für die niedrige Zahl an Geburten. «Unsere kollektiven Systeme, sei es Rente, Krankenkasse oder Pflegeversicherung, garantieren jedem die gleichen Leistungen, ob er Kinder hat oder nicht», sagte er. Dies schaffe eine «Illusion von Stabilität» und vermittle den Menschen, dass es auch ohne Kinder gehe. Das deutsche Modell beruhe darauf, «dass immer genügend Kinder nachwachsen, die einmal in die Kassen einzahlen werden». Was einmal eine großartige Errungenschaft gewesen sei, sei jetzt, da die Frauen in Deutschland im Durchschnitt nur noch 1,37 Kinder bekämen, eine Katastrophe. Das System sei dabei, zu kollabieren, warnte der Wissenschaftler. (afp)