Frankfurt/Main. In Spanien mussten offenbar drei Flugzeuge notlanden, weil die Piloten zu wenig Kerosin getankt haben. Auch deutsche Piloten beklagen enormen Druck von den Airlines, die die Piloten mit psychologischem Druck dazu bringen würden, möglichst wenig zu tanken. Besonders kritisiert wird die irische Fluggesellschaft Ryanair - die sich nun zur Wehr setzt.
Nach drei Notlandungen von Ryanair in Spanien haben deutsche Piloten heftigen Druck der Fluggesellschaften beklagt. Viele Airlines übten Druck auf die Piloten aus, möglichst wenig Treibstoff zu tanken, sagte der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Jörg Handwerg, am Donnerstag. Die Ryanair-Maschinen in Spanien hatten wegen fast leerer Tanks vorzeitig landen müssen.
Je mehr Kerosin ein Flugzeug tankt, desto höher ist der Verbrauch - denn das Gewicht des Flugbenzins spielt eine große Rolle. "Treibstoff ist der größte Kostenfaktor, gerade bei Billigfliegern", sagte Handwerg. Es sollte aber von der Erfahrung eines Piloten abhängen, wie viel Treibstoff er mitnimmt - denn "er hat Verantwortung".
Ryanair macht angeblich "großen Druck"
Ein Mehr an Treibstoff bringe "zusätzliche Sicherheit", betonte der VC-Sprecher. "Die Piloten werden in ihren Rechten beschnitten", beklagte er. Ryanair mache bei diesem Thema "großen Druck". Die 20 Prozent der Piloten mit dem höchsten Treibstoff-Verbrauch bei der Airline würden "psychologisch unter Druck gesetzt".
In Spanien hatte das Verkehrsministerium am Dienstag erklärt, die Behörden ermittelten nach einer Anzeige des Flughafen-Betreibers AENA gegen Ryanair. Es geht dabei um drei Maschinen des Billigfliegers, die Ende Juli wegen schlechten Wetters von Madrid nach Valencia umgeleitet wurden.
Dort beantragen die Maschinen eine vorzeitige Landung, da ihr Treibstoff knapp sei. Spanische Verbraucherschützer reichten daraufhin Klage gegen den irischen Billigflieger ein. Der Verbraucherschutz-Verband CEACCU fordert eine Strafe von 4,5 Millionen Euro und den Entzug der Betriebserlaubnis für drei Jahre.
Ryanair: "Notlandung" oder "normale Landung"?
Ryanair-Sprecher Stephen McNamara erklärte am Donnerstag, "Ryanair unterstützt die Untersuchungen zu den drei Notlandungen in Valencia am 26. Juli dieses Jahres und ist stets bereit mit den Behörden zu kooperieren". Ein Ryanair-Sprecher in Spanien hatte auf Anfrage betonte, "das waren keine Notlandungen, das waren normale Landungen".
Die betroffenen Maschinen hatten den Angaben zufolge noch jeweils Kerosin für 30 Minuten Flugzeit, als sie die vorzeitige Landung beantragten. Zuvor hätten die Flugzeuge jeweils rund eine Stunde über Valencia gekreist. Alle Ryanair-Maschinen flögen mit den vorgeschriebenen Mengen Treibstoff, erklärte die Fluggesellschaft. (afp)