Frankfurt. . Die Deutsche Telekom versucht angeblich erneut, in den deutschen Fernsehkabelmarkt einzusteigen. Der Bonner Konzern gehöre zu mindestens vier Interessenten, die Ende Juli Gebote für den Betreiber Primacom abgegeben haben, berichtete die „Financial Times Deutschland“.

Die Gebotsfrist für den zum Verkauf stehenden Kabelnetzbetreiber Primacom ist Kreisen zufolge um rund zwei Monate verlängert worden. Einige Bieter hätten um einen neuen Termin gebeten, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person.

Die Frist sollte eigentlich Ende Juli enden. Die Verzögerung deutet auf Probleme der Bieter mit ihren Geboten hin. Es werde erwartet, dass die Deutsche Telekom, Pepcom, Unitymedia KabelBW, sowie zwei Infrastrukturfonds zu den Bietern gehören würden, sagte der Insider. Zu den weiteren Bietern gehören demnach der Investor Star Capital Partners, DTK Deutsche Telekabel sowie ein weiterer unbekannter Finanzinvestor. Star Capital besitzt bereits den deutschen Kabelnetzbetreiber Pepcom.

Die letzten öffentlichen Daten des Leipziger Unternehmens Primacom stammen der Zeitung zufolge aus dem Jahr 2010. Damals habe das Unternehmen bei einem Jahresumsatz von 108 Millionen Euro ein konsolidiertes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von knapp 28 Millionen Euro erwirtschaftet.

Primacom versorgt eine Million Haushalte

Unitymedia-KabelBW-Chef Lutz Schüler wollte nicht auf die Frage antworten, ob er eine Offerte abgegeben habe. In Aachen und Wiesbaden habe Unitymedia KabelBW bereits Geschäfte von Primacom übernommen. Sein Unternehmen werde Primacom im Blick behalten, die Aktivitäten lägen aber nicht wirklich im eigenen Absatzgebiet. Primacom wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Primacom versorgt eine Million Haushalte mit Fernsehen - vor allem in Ostdeutschland - und ist der fünftgrößte Kabelbetreiber im Land. Das Unternehmen erzielte 2010 bei 78 Millionen Euro Umsatz einen operativen Gewinn (Ebitda) von 28 Millionen Euro. Mit dem Verkauf geht die Neuordnung der deutschen Kabelbranche auf die Zielgerade. Ende vergangenen Jahres hatte die in Nordrhein-Westfalen und Hessen vertretene Unitymedia, eine Tochter des US-Kabelriesen Liberty Global, für gut drei Milliarden Euro den Rivalen Kabel BW geschluckt.