Frankfurt. . Die Finanzagentur muss ihr unrentables Privatkundengeschäft aufgeben. Eine fette Rendite brachten die Papiere ohnehin schon lange nicht mehr. 330 000 Anleger sind davon betroffen. Wer trotzdem nicht auf die als sicher geltende Anlageform verzichten will, muss sich künftig an seine Bank wenden.

Das Aus trifft rund 330.000 Privatanleger. 8,5 Milliarden Euro haben sie mit Bundeswertpapieren derzeit auf Schuldbuchkonten der Finanzagentur des Bundes angelegt – kostenfrei. Damit ist es ab Anfang 2013 vorbei. Die Finanzagentur muss das Privatkundengeschäft aufgeben. Dem Finanzminister ist es zu teuer. Einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag hat es zuletzt pro Jahr dem Vernehmen nach verschlungen. Angesichts der niedrigen Zinsen kann der Bund ohnehin kaum noch Privatanleger locken: Die Tagesanleihe des Bundes bringt derzeit eine Rendite von mageren 0,18 Prozent, vergleichbare Tagesgeldkonten bei Banken werfen bis zu 2,5 Prozent ab. Aktuell liegen weniger als ein Prozent der Bundes-Schulden von 1,1 Billionen Euro in den Händen von Kleinanlegern.

Die Finanzagentur wird den Vertrieb von Bundeswertpapieren – Bundesanleihen, Bundesobligationen, Bundesschatzbriefen und Tagesanleihen – an Privatanleger zum Jahresende 2012 einstellen. Schon ab 22. August können keine neu aufgelegten Bundeswertpapiere mehr auf ein Schuldbuchkonto der Finanzagentur übertragen, neue Konten ab Anfang 2013 nicht mehr eröffnet werden. Bundesschatzbriefe und Finanzierungsschätze des Bundes wird es dann gar nicht mehr geben.

Attraktivität für Privatanleger verloren

Wie der Vertrieb der Tagesanleihe und von Bundesobligationen künftig organisiert wird, ist noch nicht klar. Dies gilt auch für bestehende Schuldbuchkonten. Sie werden aber analog der Laufzeit der dort gelagerten Wertpapiere weitergeführt, so ein Finanzagentur-Sprecher. Im Extremfall könnten dies 30 Jahre sein.

Die Wirtschaftlichkeit seines Privatkundengeschäftes hat der Bund schon länger im Auge. Mit der Auflegung der Tagesanleihe 2008 startete die Finanzagentur eine Offensive, die zunächst wegen attraktiver Zinsen bei Privatanlegern gut ankam. Dieser Zins-Vorteil ist längst weg.

Bundesanleihen können Anleger ab 2013 weiter kaufen. Dann aber gegen Gebühren über Banken und Sparkassen. Die hatten 2008 heftig gegen die Tagesanleihe des Bundes gewettert. Jetzt hoffen sie, dass mittelfristig 8,5 Milliarden Euro in ihren meist kostenpflichtigen Depots landen. Das dürfte noch zu Streitereien zwischen Anlegern und Bund führen: Schließlich haben sie die Bundespapiere im Vertrauen gekauft, dass sie bei der Finanzagentur kostenfrei gelagert werden können.