Augsburg/München. Der Verlag war in die Kritik geraten, weil er erotische und esoterische Literatur verkaufte. Weltbild gehört der katholischen Kirche, die überlegt hatte, den Verlag zu verkaufen. Nun soll er in eine Stiftung überführt werden. Die Arbeitnehmer reagierten auf die Nachricht positiv. 6400 Mitarbeiter hat der Verlag.
Die 6400 Weltbild-Mitarbeiter dürfen aufatmen: Die katholische Kirche verzichtet auf den Verkauf der Augsburger Verlagsgruppe. Das Landeskomitee der Katholiken zeigte sich am Donnerstag in München zufrieden mit der Entscheidung, den Verlag in eine Stiftung zu überführen. "Das vorliegende Konzept erscheint zielführend und dem medialen Verkündungsauftrag der Kirche angemessen", sagte der Vorsitzende Albert Schmid. Das Landeskomitee hatte schon vor einigen Monaten darauf gedrängt, den Verlag in eine Stiftung umzuwandeln.
Auch bei der Arbeitnehmervertretung stößt der gestoppte Verkauf auf positives Echo. "Diese Nachricht beruhigt uns zunächst einmal", sagte der zuständige Verdi-Sekretär Thomas Gürlebeck. Durch die Gründung einer Stiftung sei die Gefahr abgewendet, dass Weltbild "von einer Heuschrecke übernommen werden könnte", sagte der Gewerkschaftssprecher.
Der Verbleib der Verlagsgruppe bei der Kirche dürfe nun aber nicht zu weiteren Sortimentsbeschränkungen führen. "Das wäre kontraproduktiv", warnte Gürlebeck. Demnach wollten konservative Kirchenkreise durchsetzen, dass Weltbild auch keine esoterische Literatur oder Yoga-Bücher mehr anbieten dürfe.
Stiftungsgründung wird Monate dauern
Die Kirche hatte im vergangenen Herbst den Verkauf der Gruppe mit 6400 Mitarbeitern und 1,7 Milliarden Euro Jahresumsatz beschlossen. Der Weltbild-Verlag war in die Kritik geraten, weil er auch erotische und esoterische Literatur vertreibt. Durch die Gründung einer Stiftung wird das Unternehmen künftig einem festgeschriebenen Zweck gewidmet, aber keinem Gewinnstreben unterworfen.
Weltbild teilte mit, die Gesellschafter hätten sich geeinigt, sämtliche Anteile der Verlagsgruppe in eine neue kirchliche Stiftung einzubringen. "Die Stiftung wird ausschließlich gemeinnützige, kulturelle und kirchliche Ziele verfolgen", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Peter Beer. Er kündigte an, die Gesellschafter verzichteten auf Verkaufserlöse und zukünftige Gewinnausschüttungen. Die Stiftung werde alleiniger Gesellschafter der Verlagsgruppe, sagte Beer weiter. "Einzelheiten dazu werden in den kommenden Monaten ausgearbeitet und geklärt."
Weltbild-Geschäftsführer Carel Halff hatte im vergangenen Herbst angegeben, den Verkaufsbeschluss der Kirche nachvollziehen zu können. Das Buchgeschäft, wie es heute betrieben werde, lasse sich nicht komplett mit deren Grundhaltung in Übereinstimmung bringen, sagte er damals. Nun gab Halff sich erleichtert: "Die Stiftungslösung gibt dem Unternehmen eine gute Stabilität und Perspektive angesichts der Umbruchsituation im Buchmarkt." Weltbild könne nun mit der nötigen langfristigen Perspektive den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen. (dapd)