Essen/Rom. . Die katholische Kirche verkauft in ihrem Weltbild-Verlag pornografische Literatur, untersagt ihren Anhängern aber den Konsum derartiger Kost. Jetzt hat sich Papst Benedikt XVI. in die Affähre eingemischt. Das Kirchenoberhaupt fordert seine Bischöfe unverblümt auf, die sündige Praxis zu beenden. Ein Verkauf des Verlags wäre ihm wohl am liebsten.

Falls sich die katholischen Bischöfe bis jetzt noch nicht sicher waren, was der Papst von der "Weltbild-Affäre" hält, jetzt wissen sie es: gar nichts. Der "Heilige Vater" hat sich ungewohnt deutlich darüber empört, dass der Weltbild-Verlag - vollständig in Besitz der katholischen Kirche - erotische Literatur in seinem Sortiment hat.

"Es ist an der Zeit, Prostitution wie auch die weite Verbreitung von Material erotischen oder pornographischen Inhalts, gerade auch über das Internet, energisch einzuschränken", sagte Benedikt XVI. im Gespräch mit dem deutschen Botschafter im Vatikan, über das Radio Vatikan in seinem Blog berichtet. Der Heilige Stuhl werde darauf achten, dass der notwendige Einsatz gegenüber diesen Missständen seitens der katholischen Kirche in Deutschland vielfach entschiedener und deutlicher erfolgt.

Die Kirche verdient mit dem Weltbild-Verlag viel Geld

Die katholische Kirche musste in den vergangenen Wochen heftige Kritik dafür einstecken, dass ihr Verlag erotische Literatur verkauft, obwohl die Kirche derartige Kost strikt ablehnt und ihren Anhängern untersagt. Auslöser der Affäre war ein Artikel, der im katholischen PUR-Magazin erschienen ist und von Welt Online nachgedruckt wurde. Den katholischen Bischöfen wird darin vorgeworfen, seit vielen Jahren viel Geld mit dem Verkauf erotischer Literatur zu verdienen und deshalb keine Anstalten zu unternehmen, den Verkauf der Bücher einzustellen oder sich komplett von dem Verlag zu trennen.

Die Initiative "Katholisches! Weltbild" wies die Bischöfe demnach schon 2008 auf die Weltbild-Problematik hin. Doch statt den Mitgliedern von "Katholisches! Weltbild" zu danken, verspotteten einzelne Bischöfe ihre kritischen Anhänger: "Gestatten Sie mir aber dennoch eine kleine persönliche Anmerkung", zitiert Welt Online aus dem Antwortschreiben des Münchner Erzbischofs Marx, "Sie und die in der Anlage genannte Initiative ‚Katholisches! Weltbild’ haben verdienstvoller Weise mit viel Mühe alles Unkraut aufgestöbert. Als Priester, dem die Glaubwürdigkeit eines kirchlichen Unternehmens sehr wohl auch ein großes Anliegen ist, fällt es mir schwer, alle Energie ausschließlich darauf zu verwenden, noch das letzte Unkraut auszureißen, selbst wenn ich dabei wissentlich Gefahr laufe, den Weizen im Acker – zu vernichten."

Weltbild weist die Kritik zurück: Keine Pornografie im Sortiment

Dem Papst wäre wohl, legt man seine Worte beim Deutschland-Besuch im September zugrunde, ein Verkauf am liebsten. Schließlich hat er sich sehr deutlich dafür eingesetzt, die Kirche zu "entweltlichen". Dazu gehört wohl auch, Verlage zu verkaufen, die zudem noch pornografische Literatur im Angebot haben.

Der Weltbild-Verlag hat die Kritik zurückgewiesen und erklärt, keine Pornografie im Sortiment zu haben. Das ist angesichts eindeutiger Titel wie "Sex mit einem Unbekannten" oder "Lustschreie" eine gewagte Interpretation.

Den Artikel von PUR-Chefredakteur Bernhard Müller bezeichnete der Verlag als "schlichtweg unwahr und diffamierend". Der Verlag verwies zudem darauf, dass die über das Stichwort "Erotik" im Internet zu findenden Bücher im Jahr 2011 nur einen Anteil von weniger als 0,017 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt hätten. Gesellschafter des Verlags sind die katholischen deutschen Diözesen.

(mit Material von afp)