Wolfsburg/Stuttgart. . Volkswagen hat bei dem seit drei Jahren verfolgten Zusammenschluss mit Porsche einem Medienbericht zufolge ein großes Hindernis aus dem Weg geräumt. VW habe eine Möglichkeit gefunden, die Fusion mit dem Stuttgarter Sportwagenbauer umzusetzen. Ein Trick könnte Steuern in Milliardenhöhe sparen.

Ein spitzfindiger Steuertrick könnte Volkswagen und Porsche auf dem holprigen Weg zu ihrem lange geplanten Zusammenschluss entscheidend voranbringen. Laut einem Bericht haben die Autohersteller eine Möglichkeit gefunden, ihre Fusion ohne eine milliardenschwere Steuerzahlung umzusetzen. Das Finanzamt Stuttgart habe VW und Porsche rechtsverbindlich versichert, dass die von ihnen gewählte Konstruktion der Übernahme steuerfrei sei, berichtete die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf Informationen aus Kreisen des Finanzministeriums in Baden-Württemberg.

Für das Einbringen ihrer Tochter Porsche AG würde die Holding Porsche SE 4,5 Milliarden Euro von VW erhalten. Im Falle einer Steuerpflicht hätte Porsche SE dafür schätzungsweise 1,5 Milliarden Euro Körperschafts-, Gewerbe- und Grunderwerbsteuer an den Fiskus zahlen müssen, schrieb das Wirtschaftsmagazin.

Das Finanzamt habe aber Steuerfreiheit gewährt, weil Porsche SE für die Porsche AG nicht nur Geld, sondern auch eine einzige VW-Stammaktie erhalten soll. Damit geht es laut dem Bericht aber steuerrechtlich nicht mehr um einen Verkauf, sondern um eine Umstrukturierung, die wiederum von der Steuer befreit sei.

Schadenersatzklagen verhindern bisher Verschmelzung

Ein Sprecher des baden-württembergischen Finanzministeriums sagte auf Anfrage, das Ministerium könne keine Auskunft in einem steuerlichen Einzelfall erteilen.

VW und Porsche streben schon seit langem eine Fusion an. VW-Konzernchef Martin Winterkorn betont immer wieder, dass "der integrierte Konzern von Volkswagen und Porsche" kommen werde und ein logischer Schritt sei.

Die Verschmelzung war bislang an Milliardenklagen von Investoren in den USA und an deutschen Gerichten gescheitert. Hintergrund ist die geplatzte Übernahme von VW durch das kleinere Unternehmen Porsche in 2008. Die Anleger klagen derzeit auf Schadenersatz, weil sie sich nicht ausreichend über Porsches Übernahmepläne informiert sahen. (dapd)

Porsche-VW: Die Akteure

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat den Machtkampf verloren. Er muss seinen Posten aufgeben. Lange Zeit sah er wie der Sieger in dem Tauziehen aus. Doch er hatte offenbar seine zahlreichen Gegner unterschätzt.
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat den Machtkampf verloren. Er muss seinen Posten aufgeben. Lange Zeit sah er wie der Sieger in dem Tauziehen aus. Doch er hatte offenbar seine zahlreichen Gegner unterschätzt. © AP
2005 gelang Wiedeking ein Paukenschlag. Er kündigte den Einstieg bei VW an. Zunächst sprach Porsche von einem 19-Prozent-Anteil, doch nach und nach stockten die Stuttgarter ihre Anteile auf. Zum Schluss war von einer Komplettübernahme die Rede.
2005 gelang Wiedeking ein Paukenschlag. Er kündigte den Einstieg bei VW an. Zunächst sprach Porsche von einem 19-Prozent-Anteil, doch nach und nach stockten die Stuttgarter ihre Anteile auf. Zum Schluss war von einer Komplettübernahme die Rede. © ddp
Zusammen mit Finanzvorstand Holger Härter hatte Wiedeking die Übernahme an den Finanzmärkten geschickt eingefädelt.
Zusammen mit Finanzvorstand Holger Härter hatte Wiedeking die Übernahme an den Finanzmärkten geschickt eingefädelt.
Noch bis vor wenigen Wochen glaubte sich Wiedeking als Gewinner in dem Spiel: David schluckt Goliath. Doch er hatte einen unterschätzt:
Noch bis vor wenigen Wochen glaubte sich Wiedeking als Gewinner in dem Spiel: David schluckt Goliath. Doch er hatte einen unterschätzt: © ddp
Porsche-Miteigentümer und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech. Anfangs schien Piech sogar angetan von der Idee eines Porsche-Einstiegs bei VW. Doch die Stuttgarter wurden ihm zu stark. Schließlich wollte Piech selbst einen Autogiganten schmieden -und zwar unter seiner Führung.
Porsche-Miteigentümer und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech. Anfangs schien Piech sogar angetan von der Idee eines Porsche-Einstiegs bei VW. Doch die Stuttgarter wurden ihm zu stark. Schließlich wollte Piech selbst einen Autogiganten schmieden -und zwar unter seiner Führung. © AP
Der Machtkampf tobte auch auf Familienebene: Wolfgang Porsche, ein bekennender Wiedeking-Fan, ist der Machtwille seines Cousins Ferdinand Piech längst ein Dorn im Auge. Wopo, wie er genannt wird, gilt zwar als eher vorsichtiger Typ, unterstützte aber letztlich die Übernahme.
Der Machtkampf tobte auch auf Familienebene: Wolfgang Porsche, ein bekennender Wiedeking-Fan, ist der Machtwille seines Cousins Ferdinand Piech längst ein Dorn im Auge. Wopo, wie er genannt wird, gilt zwar als eher vorsichtiger Typ, unterstützte aber letztlich die Übernahme. © AP
Piech drehte den Spieß um, als Porsche sich mit der VW-Übernahme überhoben und einen riesigen Schuldenberg angehäuft hatte. Nun also gehört Porsche bald zu Volkswagen.
Piech drehte den Spieß um, als Porsche sich mit der VW-Übernahme überhoben und einen riesigen Schuldenberg angehäuft hatte. Nun also gehört Porsche bald zu Volkswagen. © AP
Einer der schärfsten Gegner dieses Plans ist Porsche-Betriebsrat Uwe Hück. Hück galt als wichtiger Verbündeter von Wiedeking, der die Arbeitnehmerschaft auf seiner Seite wusste.
Einer der schärfsten Gegner dieses Plans ist Porsche-Betriebsrat Uwe Hück. Hück galt als wichtiger Verbündeter von Wiedeking, der die Arbeitnehmerschaft auf seiner Seite wusste. © ddp
Doch auch VW konnte auf den Betriebsrat bauen. Betriebsratschef Bernd Osterloh (l.) hatte speziell Wiedeking als Feindbild ausgemacht und ihm vorgeworfen, die Arbeitnehmerrechte der VW-Truppe beschneiden zu wollen.
Doch auch VW konnte auf den Betriebsrat bauen. Betriebsratschef Bernd Osterloh (l.) hatte speziell Wiedeking als Feindbild ausgemacht und ihm vorgeworfen, die Arbeitnehmerrechte der VW-Truppe beschneiden zu wollen. © AP
Aber auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff torpedierte Wiedekings Pläne. Das VW-Gesetz sichert Niedersachsen eine Sperrminorität bei VW. Deshalb wollte Wiedeking das Gesetz zu Fall bringen. Doch damit machte er sich keine Freunde in Niedersachsen.
Aber auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff torpedierte Wiedekings Pläne. Das VW-Gesetz sichert Niedersachsen eine Sperrminorität bei VW. Deshalb wollte Wiedeking das Gesetz zu Fall bringen. Doch damit machte er sich keine Freunde in Niedersachsen. © AP
Wiedeking scheiterte denn auch mit seinem Plan, das VW-Gesetz zu kippen. Nicht zuletzt war es Wulff, gelungen, Bundeskanzlerin Merkel auf seine Seite zu ziehen. Die Bundesregierung sicherte Niedersachsen weiterhin den Einfluss bei VW zu.
Wiedeking scheiterte denn auch mit seinem Plan, das VW-Gesetz zu kippen. Nicht zuletzt war es Wulff, gelungen, Bundeskanzlerin Merkel auf seine Seite zu ziehen. Die Bundesregierung sicherte Niedersachsen weiterhin den Einfluss bei VW zu. © AP
Natürlich blieb auch das politische Gerangel nicht aus. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger musste sich rein von Amts wegen mit seinem Parteikollegen in Niedersachsen anlegen. Schließlich ging es darum, wo der Konzern seinen Hauptsitz haben wird.
Natürlich blieb auch das politische Gerangel nicht aus. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger musste sich rein von Amts wegen mit seinem Parteikollegen in Niedersachsen anlegen. Schließlich ging es darum, wo der Konzern seinen Hauptsitz haben wird. © AP
Einer der Gewinner einer Übernahme von Porsche ist VW-Chef Martin Winterkorn (l.). Seine Macht in dem um eine weitere Marke vergrößerten Konzern wird steigen.
Einer der Gewinner einer Übernahme von Porsche ist VW-Chef Martin Winterkorn (l.). Seine Macht in dem um eine weitere Marke vergrößerten Konzern wird steigen. © ddp
Mit all den Gegnern, die sich Wiedeking gemacht hat, war sein Abgang besiegelt. Der Porsche-Chef verlässt den Konzern. Sein Nachfolger wird Michael Macht, Vorstand Produktion und Logistik der Porsche AG.
Mit all den Gegnern, die sich Wiedeking gemacht hat, war sein Abgang besiegelt. Der Porsche-Chef verlässt den Konzern. Sein Nachfolger wird Michael Macht, Vorstand Produktion und Logistik der Porsche AG. © ddp
Der Emir von Katar, Scheich Hamid bin Khalifa Al-Thani, war Wiedekings letzte Hoffnung. Doch der Scheich steigt nicht direkt bei Porsche ein, wie es Wiedekings Plan war, sondern übernimmt VW-Optionen von Porsche. Damit wird das Emirat neuer Aktionär bei VW.
Der Emir von Katar, Scheich Hamid bin Khalifa Al-Thani, war Wiedekings letzte Hoffnung. Doch der Scheich steigt nicht direkt bei Porsche ein, wie es Wiedekings Plan war, sondern übernimmt VW-Optionen von Porsche. Damit wird das Emirat neuer Aktionär bei VW. © AP
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