Berlin. . Schwache Wirtschaftsdaten und die Schuldenkrise versetzen Börsianer in Unruhe. Der Deutsche Aktienindex verlor am Montag zeitweilig mehr als ein Prozent und notierte erstmals seit dem Jahreswechsel unterhalb der Marke von 6000 Punkten. Die Gewinne aus dem guten Jahresstart sind damit aufgezehrt.

Weltweite Konjunktursorgen und die Angst vor einer Eskalation der europäischen Schuldenkrise haben die Finanzmärkte gestern erneut auf Talfahrt geschickt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor zeitweilig mehr als ein Prozent und notierte erstmals seit dem Jahreswechsel unterhalb der Marke von 6000 Punkten. Die Gewinne aus dem guten Jahresstart sind damit aufgezehrt.

Auch in den USA ging es zum Börsenstart weiter abwärts. Der Dow Jones notiert nur noch knapp oberhalb der Marke von 12.000 Punkten. Zuvor war ein überraschender Auftragseinbruch in der US-Industrie bekannt geworden. Bereits Ende der vergangenen Woche hatte ein schwacher Arbeitsmarkt in den USA für Ernüchterung gesorgt. Die schlechten Wirtschaftsdaten werden zum Problem für US-Präsident Obama im Wahlkampf.

Sorgen vor neuer Finanzkrise

Allerdings nicht nur dort: Im Zusammenspiel mit einer schwächeren Industrieproduktion in China und sinkenden Rohstoffpreisen, die Rohstoffländer wie Russland und Brasilien belasten, braut sich allerorten ein explosives Gemisch für die Weltwirtschaft zusammen. Fachleute machen sich deshalb Sorgen, dass die seit der Lehman-Pleite im Herbst 2008 latent anhaltende Finanzkrise wieder stärker aufflammen könnte. So berichtet die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, die Banken hätten ihre grenzüberschreitende Kreditvergabe weltweit zurückgefahren. Vor allem das von der Schuldenkrise gebeutelte Europa sei betroffen, meldet die Bank.

Unterdessen ging auch die Diskussion über die angespannte Situation in Spanien weiter (siehe „Politisches Magazin“). Ungemach für die Weltwirtschaft signalisiert ferner der so genannte Baltic Dry Index. Er zeigt die Frachtraten für Rohstoffe an und gilt als wichtiger Frühindikator für die Entwicklung der Weltwirtschaft. Seit dem vergangenen Oktober ist er um mehr als die Hälfte eingebrochen.

Damit verschiebt sich das Zentrum der wirtschaftlichen Probleme von der Eurozone ein Stück weit auf die globale Ebene – und kehrt somit womöglich stärker nach Deutschland zurück, als der heimischen Exportindustrie lieb sein kann. Denn Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten auch deshalb so gut vom wirtschaftlichen Niedergang in Südeuropa abkoppeln können, weil deutsche Exportunternehmen gute Geschäfte außerhalb der Eurozone machen. Der florierende Export nach China und in die USA, für viele industrielle Mittelständler und Großkonzerne die wichtigsten Wachstumsmärkte, könnte in Mitleidenschaft gezogen werden.

Forderungen nach Leitzins-Senkung

Hilferufe ergehen in der angespannten Situation erneut an die Zentralbaken. Börsianer erhoffen sich von der US-Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Die EZB sieht sich mit immer lauteren Forderungen konfrontiert, am morgigen Mittwoch die Zinsen um einen viertel Prozentpunkt zu senken, um die nervösen Märkte zu beruhigen. Derzeit liegt der Zinssatz allerdings schon auf dem historisch niedrigen Niveau von nur einem Prozent. Einen Leitzins darunter hat es seit der Einführung des Euro noch nie gegeben.