Berlin. Die Bahn will ihre Auslastung steigern: Sie liegt im Fernverkehr derzeit bei 48 bis 49 Prozent. Zweites Problem: Derzeit sind die Züge zwar pünktlich wie nie - jedenfalls nach Darstellung des Unternehmens. Das wird aber mittelfristig kaum so bleiben, sagt Bahnchef Grube
Die Züge der Deutschen Bahn sind zwar voller geworden, im Schnitt bleibt aber weiterhin gut die Hälfte der Sitze leer. "Unsere Auslastung im Fernverkehr liegt aktuell bei 48 bis 49 Prozent. Das ist besser als im vergangenen Jahr", sagte Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg der "Welt am Sonntag". Dabei sind die Züge nach Darstellung von Bahnchef Rüdiger Grube derzeit "mit einer der höchsten Pünktlichkeiten in der Geschichte" des Unternehmens unterwegs.
Knapp 93 % der Züge mit maximal fünf Minuten Verspätung
"Knapp 93 Prozent der Züge in Deutschland haben weniger als fünf Minuten Verspätung", sagte Grube der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Damit seien die Züge zuletzt "deutlich pünktlicher geworden". Allerdings schränkte Grube ein, dass diese Werte angesichts vieler Baustellen im Schienennetz bald schon wieder schlechter werden könnten. "Mehr Baustellen bedeuten - leider - auch mehr Verspätungen", sagte er.
Zudem sind auch die Züge selbst teilweise ein Problem. Vor allem die ICE-Flotte hatte in den vergangenen Jahren immer wieder durch Ausfälle der Klimaanlagen oder ganzer Züge in harten Wintern für Aufsehen gesorgt. "Wir haben noch lange nicht alle Probleme im Fernverkehr überwunden. Es fehlen uns weiterhin Züge, weil die Hersteller die vereinbarten Liefertermine nicht einhalten", räumte Personenverkehrsvorstand Homburg ein.
Steigerung der Auslastung mit dem jetzigen System schwierig
Die Auslastung der Fernzüge will Homburg weiter steigern – wobei die Deutsche Bahn anders als die Staatsbahnen in Frankreich oder Spanien rasch an Grenzen stoßen kann. "Wir haben in Deutschland ein sogenanntes offenes System", sagte der Vorstand. Das bedeute, dass jeder jederzeit in fast jeden Fernzug steigen könne, ohne vorher gebucht oder reserviert zu haben. "Das ist praktisch, bereitet aber Probleme, wenn man die Auslastung steuern will", erklärte Homburg. Lösen ließe sich das nur durch neue Rahmenbedingungen.
Grube stellte den Reisenden ab Winter die neuen, komfortableren ICE-Züge in Aussicht. Ihr spätes Eintreffen sei Schuld der Industrie. Schon 2008 habe die Bahn bei Siemens 16 neue Züge bestellt. "Die hätten im vorigen Jahr alle schon fahren sollen. Wir sind immer wieder vertröstet worden", sagte der Bahnchef. Nun werde die Bahn bis zum Jahresende wohl sechs bis acht der neuen ICEs bekommen. (dpad)