Essen. . Klimaschwankungen und Rohstoff-Spekulationen lassen die Preise für Lebensmittel steigen . Spitzenreiter sind aktuell Mehl und Kartoffeln, die im Vergleich zu 2005 um die Hälfte teurer wurden. Im europäischen Vergleich sind die Preise in Deutschland dennoch moderat.
Der Preiskampf der Lebensmitteldiscounter ist nach Ansicht von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) für Landwirte „ruinös“. „Milch, Fleisch oder Brot dürfen nicht verramscht werden. Unsere Landwirte haben einen Anspruch auf eine anständige Bezahlung ihrer Leistungen“, erklärte Aigner.
Doch ein Vergleich mit dem Jahr 2005 zeigt, dass für Verbraucher längst nicht alle Lebensmittel billiger geworden sind. Im Gegenteil: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren etwa Mehl und Speisekartoffeln im April um rund 50 Prozent teurer als im gleichen Zeitraum vor sieben Jahren. Für frisches Fischfilet und Möhren zahlen Verbraucher rund 40 Prozent mehr. Zwischen 20 und 25 Prozent beträgt das Preisplus für Brötchen. Nudeln, Hackfleisch , Eier, Butter, Salat, Tomaten und Tafelschokolade. Unter den Lebensmitteln wurde allein der Blumenkohl ein wenig billiger.
Während die Preise für die Ernährung seit 2005 zum Teil erheblich stiegen, entwickelten sich andere Bereiche sehr viel moderater. Kleidungsstücke verteuerten sich nur zwischen fünf und zehn Prozent. Für Unterwäsche müssen Damen allerdings um bis zu 15 Prozent mehr ausgeben. Beim Friseur gibt es einen Aufschlag von zehn Prozent.
Telefonieren deutlich günstiger
Dagegen kostet das Telefonieren vom Festnetzanschluss nur noch 73 Prozent dessen, was 2005 verlangt wurde. Mobiles Telefonieren ohne Dienstleistungen ist für noch 36,6 Prozent möglich. Bei Elektrogeräten ist die Entwicklung uneinheitlich: Bügeleisen sind im Vergleich zu 2005 fast 20 Prozent teurer, Geschirrspülmaschinen dagegen zwei Prozent günstiger.
Doch warum wurden gerade die Lebensmittel in den vergangenen Jahren so teuer? Eine Erklärung sind die explodierenden Rohstoffpreise, die auf Wetterereignisse, aber auch auf Spekulationen an den Terminbörsen zurückzuführen sind. So schossen zuletzt die Preise für Zucker und Kakao durch die Decke. Aktuell sind Mais und Soja die Sorgenkinder. Sojabohnen kosten so viel wie seit vier Jahren nicht mehr. Dürre und Ernterückgänge in Lateinamerika bringen den Markt ebenso unter Druck wie die stetig steigende Nachfrage in China. Hinzukommen Preisblasen, die durch Spekulationsgeschäfte künstlich erzeugt werden.
Inflationsrate bei zwei Prozent
Trotz dieser Entwicklung bekommen die Verbraucher den Preisauftrieb nur verhalten zu spüren. Laut Statistischem Bundesamt liegt die Inflationsrate aktuell bei zwei Prozent. Grund dafür ist vor allem die Entwicklung der Kraftstoffpreise, die binnen Jahresfrist um 6,3 Prozent angestiegen sind und im April 2012 einen absoluten Höchststand erreichten. Mit einer Steigerung um 5,5 Prozent war auch der Preis für Haushaltsenergie deutlich höher als im Vorjahr. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise würde die Preissteigerungsrate bei 1,5 Prozent liegen.
Die Preise für Nahrungsmittel lagen mit drei Prozent deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Für Fleisch, Zucker, Brot und Fisch mussten die Konsumenten deutlich mehr bezahlen, günstiger als im vergangenen Jahr waren Gemüse und Fette. Dienstleistungen verteuerten sich mit ein Prozent Plus binnen Jahresfrist nur unterdurchschnittlich.