Berlin. Am kommenden Freitag will Facebook den Gang an die Börse wagen. Der Schritt aufs Parkett wird für Furore sorgen, denn es geht um dutzende Milliarden Dollar. Was bedeutet der Börsengang des sozialen Netzwerks wirklich für den Nutzer und Anleger?
Das soziale Netzwerk Facebook geht am Freitag an die Börse. Der Konzern will mit dem Börsengang 11,7 Milliarden Dollar (neun Milliarden Euro) einnehmen, nach Abzug aller Kosten bleiben damit wohl immer noch mehr als fünf Milliarden Euro. Insgesamt würde das Unternehmen damit mit knapp 90 Milliarden Dollar bewertet werden. Als kleiner Anleger dürfte es allerdings schwer sein, Facebook-Aktien zu ergattern.
Wem gehört Facebook bislang?
Bislang hält das Management einen großen Anteil an dem Unternehmen: Zuckerberg selbst hält 28,8 Prozent der Stimmrechte, das komplette Vorstandsteam kommt auf fast 70 Prozent. Weitere große Anteile halten mehrere Investmentfonds, die zumindest einen Teil ihrer Aktien nun abstoßen könnten, um ihr früheres Investment zu Geld zu machen.
Warum will Facebook überhaupt an die Börse?
Seit 2004 gibt es Facebook, und bislang floss Geld vor allem von Risikokapital-Gebern und großen Investmentfonds. Diese wollen nun, dass sich ihre Investitionen auszahlen - und mit dem Börsengang Kasse machen, indem sie ihre Anteile am Unternehmen verkaufen. Auch Facebook selbst bringt ein Börsengang Geld und füllt die Firmenkasse für neue Projekte.
Kann ich auch Facebook-Aktien kaufen?
Das dürfte zumindest beim Börsengang selbst schwierig werden - obwohl die Deutsche Bank zum Konsortium gehört, das den Börsengang organisiert. Das Institut selbst will sich zu den Chancen von Privatanlegern nicht äußern. Interessenten brauchen ein Depot bei einer in den USA ansässigen Bank. Doch auch für sie ist die Chance gering: Unternehmen wählend bei ihrem ersten Schritt an die Börse gern institutionelle Anleger aus. Zudem dürften die Aktien überzeichnet sein, das Interesse also größer als die Zahl der ausgegebenen Anteilsscheine. Ist die Aktie einmal am Markt und hat sich der Preis eingependelt, können Anleger aber auch bei ihrer Bank in Deutschland einen Kaufauftrag stellen.
Steht eine neue Internetblase bevor?
Die Milliardensummen, die derzeit bei Börsengängen und Übernahmen in der Hightech-Branche gezahlt werden, deuten darauf hin. Facebook selbst wird mit knapp 90 Milliarden Dollar bewertet, hat 2011 aber nur eine Milliarde Dollar verdient. Das Verhältnis der beiden Werte beträgt also 1 zu 100 - während es nach Angaben der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) normalerweise eher bei 1 zu 15 liegt. „Eine Investition ist eine Wette auf die Zukunft“, sagt deshalb DSW-Sprecher Jürgen Kurz.
Was will Facebook mit dem Geld machen?
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat zum Börsengang seine Vision dargelegt: Er glaubt, dass Vernetzung die Welt besser macht und einen Vorteil für alle darstellt: „Facebook existiert, um die Welt offener und vernetzter zu machen, und nicht nur, um ein Unternehmen zu sein.“ An dieser Idee will er weiter arbeiten und mit Facebook aus dem Internet ein soziales Netz machen. Das Geld aus dem Börsengang braucht er, um entsprechende Angebote weiterzuentwickeln und neue Ideen umzusetzen.
Was ändert sich für mich als Nutzer?
Zunächst einmal nichts. Ziel des Börsengangs ist es, Facebook weiterzuentwickeln - das heißt, die Zahl der Funktionen und Zusatzdienste dürfte auch in Zukunft rasant ansteigen. Keine großen Sorgen machen müssen sich Nutzer, dass demnächst Facebook zusammen mit ihren Nutzerdaten weiterverkauft werden könnte. Denn Mark Zuckerberg hat Sorge getragen, seinen Einfluss auf alle wichtigen Unternehmensentscheidungen zu behalten, ein Verkauf gehört dazu. Das ändert natürlich nichts daran, dass Facebook schon jetzt sehr die Daten seiner Nutzer einsehen kann und sie für personalisierte Werbung nutzt. (AFP)