San Francisco. . Die Internet-Suchmaschine Bing will Facebook und Twitter besser einbinden und somit dem Marktführer Google Paroli bieten. Bing-Nutzer sollen ab Juni Informationen aus den sozialen Netzwerken finden, die Google ihnen nicht anzeigt.

Im Kampf gegen Platzhirsch Google will die Microsoft-Suchmaschine mit einer besseren Einbindung von Facebook und Twitter punkten. Bing-Nutzer sollen Informationen aus den sozialen Netzwerken finden, die Google ihnen nicht anzeigt.

Einhergehend damit ändert sich auch die Art, wie Bing seinen Nutzern die Suchergebnisse präsentiert. Es ist die größte Veränderung an der Suchmaschine, seit Microsoft sie vor drei Jahren als „Entscheidungsmaschine“ vorgestellt hat. Mit dem neuen Format will der Softwarehersteller nicht nur Googles Vormachtstellung angreifen, sondern die eigene Online-Abteilung auch endlich profitabel machen.

Microsoft präsentierte Bing 2009 als Alternative zu Google, die es den Nutzern erleichtert, Entscheidungen zu fällen, etwa wenn es darum geht, einen Arzt auszusuchen oder ein Flugticket im Internet zu buchen. Dabei konnte Microsoft dank der engen Zusammenarbeit mit dem sozialen Netzwerk Facebook in den vergangenen zwei Jahren den reichen Datenschatz der 900 Millionen Nutzer des sozialen Netzwerks durchstöbern. Trotzdem schaffte es Bing nicht, Google allzu viele Nutzer abspenstig zu machen.

Werbekampagne in TV und Netz

Im Juni will Microsoft einen neuen Angriff auf Google starten. Mit einer Werbekampagne in TV und Internet sollen die Veränderungen an Bing bekannt gemacht werden. Ab 15. Mai können sich zunächst nur US-Nutzer auf einer Testseite auch ein eigenes Bild machen. Wann die neuen Funktionen in Deutschland nutzbar sein werden, blieb zunächst unklar.

Das neue System präsentiert die Suchergebnisse in drei Spalten: Links – die bekannten blauen Links, die Bing für die relevantesten Ergebnisse hält. Die mittlere, „Snapshot“ (Schnappschuss) genannte Spalte ist für direkte Anwendungen reserviert, etwa Wegbeschreibungen, Hotelreservierungen oder Ticketkäufe. Diese Funktion wird im Testbetrieb voraussichtlich nicht verfügbar sein.

Einbindung der sozialen Netzwerke

Die rechte Spalte mit dem Titel „Sidebar“ ist das Herzstück der Neugestaltung. Bei Facebook eingeloggte Nutzer erhalten dort anhand ihrer Facebook-Daten ermittelte Empfehlungen. Sie können dort auch ihren Freunden in dem sozialen Netzwerk Kommentare hinterlassen, ohne die Seite mit den Suchergebnissen zu verlassen, oder die gefundenen Seiten einfach mit ihnen teilen.

Bei einer Suche nach Hotels auf einer Ferieninsel könnte in dem „Sidebar“ dann eine Liste mit Freunden erscheinen, die schon einmal dort Urlaub gemacht haben. Über die Seitenleiste kann der Nutzer diesen Freunden dann schreiben und nach ihren Erfahrungen fragen.

„Eine große, mutige Wette“

In der „Sidebar“ werden auch relevante Twitter-Nachrichten angezeigt. Außerdem schlägt Bing bei einigen Suchanfragen Experten zu bestimmten Themen vor und listet auch gleich ihre Twitter-Kennung sowie ihre Blogs und Internetseiten auf. Auf die meisten Informationen, die Bing aus Twitter und Facebook zieht, hat Google keinen Zugriff.

„Das ist eine große, mutige Wette, von der wir denken, dass sie viele Menschen überraschen wird“, sagte Lisa Gurry, Direktorin von Bing. „Es ist eine grundsätzlich andere Sichtweise auf die Internetsuche.“ Es ist aber auch ein Eingeständnis, dass die bisherigen Versuche, die Facebook-Daten in den Dienst von Bing zu integrieren, gescheitert sind.

Kein Imperium aufbauen

Im vergangenen Jahr sortierte Bing die Information abhängig davon, wie viele Freunde den „Like“-Button auf einer Seite gedrückt haben. Bing habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Nutzer nicht wollen, dass ihre Suchergebnisse von den Entscheidungen ihrer Freunde beeinfluss werden, sagte Gurry. Der „Sidebar“ bindet nun die sozialen Netzwerke in die Suche ein, ohne die Ergebnisse zu verändern.

Google ist weiterhin der unangefochtene Branchenprimus bei der Suche im Internet. Im März liefen 66 Prozent aller Suchanfragen in den USA bei Google ein. Bing liegt mit 15 Prozent abgeschlagen auf Platz zwei. Während Google von der Konkurrenz aber vorgeworfen wird, bei der Präsentation der Suchergebnisse die eigenen Dienste hochzuziehen und die der Konkurrenz weit nach hinten zu schieben, soll Bing auch relevante Ergebnisse aus konkurrierenden Internetangeboten wie Googles sozialem Netzwerk Google+ anzeigen. „Wir versuchen nicht, ein Imperium aufzubauen, indem wir einige Dienste anderen vorziehen“, sagte Gurry. (mit dapd)