Duisburg.. Die Duisburger Haniel-Gruppe hat ihren Gewinn im vergangenen Jahr halbiert. Der Umsatz stagnierte. Der Konzern hat seine Rücklage für mögliche Opfer des Bröselstein-Skandals um 50 Millionen Euro auf 63 Millionen Euro aufgestockt.

Mit einem Gewinneinbruch und einer durchwachsenen Bilanz verabschiedet sich Jürgen Kluge von der Spitze des Duisburger Mischkonzerns Haniel. Voraussichtlich am 1. August wird ihn Lufthansa-Finanzvorstand Stephan Gemkow ablösen.

Das Jahr 2011 war kein gutes für Jürgen Kluge. Gleich in zwei wichtigen Haniel-Beteiligungen lähmten Querelen das Geschäft. Beim Pharmahändler Celesio wurde das Management komplett ausgetauscht und eine Restrukturierung eingeleitet. Die Zahlen des Duisburger Mutterkonzerns verhagelte Celesio dennoch. Der Haniel-Umsatz stagnierte 2011 bei 27,3 Milliarden Euro und das operative Ergebnis halbierte sich auf 330 Millionen Euro.

Es war aber der Machtkampf bei der Handelstochter Metro, der Kluges kurze Karriere bei Haniel beendete. Die Differenzen mit dem damaligen Metro-Chef Eckhard Cordes bestimmten über Monate die Schlagzeilen. Am Ende verloren beide. Cordes schied Ende 2011 bei der Metro aus. Kluge legte zunächst den Aufsichtsratsvorsitz bei dem Handelsriesen nieder und verzichtete kurze Zeit später darauf, seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender der Haniel-Gruppe zu verlängern.

Geringere Dividende

Die Unruhe im Konzern blieb nicht ohne Folgen für das Geschäft. Ein sichtlich müder Jürgen Kluge musste am Montag Bilanzzahlen präsentieren, die den Eigentümern, der Familie Haniel, alles andere als behagen dürften. Der Clan muss wegen des Gewinneinbruchs auf zehn Millionen Euro Dividende verzichten. Die Familie beschloss am Wochenende in Duisburg, dass nur 50 Millionen Euro ausgeschüttet werden. Für 2010 waren es noch 60 Millionen Euro gewesen.

Die Erwartungen an den neuen Chef Gemkow sind also riesig. Denn Haniel legte nicht nur 2011 schlechte Zahlen hin. Nach wie vor drückt die Holding in Ruhrort eine gewaltige Verschuldung 2,3 Milliarden Euro, die sie für das Metro-Geschäft aufgenommen hatte. „Wir sind so weit gekommen, wie wir kommen konnten – aber wahrscheinlich nicht weit genug“, ließ Kluge seine zweieinhalb Jahre bei Haniel Revue passieren. Immerhin sei die Verschuldung in dieser Zeit um 450 Millionen Euro zurückgegangen, im nächsten Jahr sollen weitere 400 Millionen abgebaut werden.

„Kolportierte Querelen“

„Wir hätten uns von Beteiligungen trennen müssen. Das ist nicht erfolgt. An den kolportierten Querelen im Management lag es nicht“, erklärte der 58-Jährige. Konkreter wurde Kluge nicht. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass der damalige Metro-Chef Cordes den Verkauf der Warenhaus-Töchter Kaufhof und Real angekündigt, aber nicht realisiert hatte. Der neue Metro-Chef Olaf Koch hat die Verkaufspläne zum Jahresbeginn zunächst auf Eis gelegt. „Ich kann Metro nur die Daumen so drücken“, so Kluge.

Haniel konnte im vergangenen Jahr durch die Metro-Beteiligung zwar einen Gewinn um 13 Prozent auf 329 Millionen Euro gestiegenen Gewinn verbuchen. Die Steigerung ist aber dem Verkauf von Immobilien im Wert von 172 Millionen Euro geschuldet.

Schlechte Celesio-Bilanz

Deutlich bergab ging es stattdessen beim Pharmahändler Celesio. Das operative Ergebnis brach um 58 Prozent auf 232 Millionen Euro ein. Kluge nannte unter anderem hohe Abschreibungen und Aufwendungen für den eingeleiteten Restrukturierungsprozess als Gründe.

Positiv entwickelte sich indes das Geschäft des Hygiene-Spezialisten CWS boco. Der Umsatz legte um zwei Prozent auf 748 Millionen Euro, das operative Ergebnis vor Einmaleffekten um vier Prozent auf 44 Millionen Euro zu.

Gute Geschäfte bei ELG und Takkt

Der Rohstoffhändler ELG steigerte seinen Umsatz um vier Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis ging wegen schwankender Rohstoffpreise um acht Prozent auf 81 Millionen Euro zurück.

Als Perle für Haniel erwies sich der Büro- und Werkstattausstatter Takkt. Beim Umsatz gab es ein Plus um sechs Prozent auf 852 Millionen Euro, beim Ergebnis um 29 Prozent auf 104 Millionen Euro.

Brösel-Skandal

Für mögliche Schadensleistungen im sogenannten „Bröselstein-Skandal“ hat die Haniel-Gruppe ihre Rückstellungen um 50 auf 63 Millionen Euro aufgestockt. Das erklärte der scheidende Finanzvorstand Klaus Trützschler bei der Bilanzpressekonferenz. Zwischen 1987 und 1996 hatte die Firma Haniel Baustoffe (heute Xella) schadhafte Kalksandsteine für den Hausbau hergestellt. Haniel hatte Xella 2008 verkauft, übernimmt aber die Haftung für etwaige Schäden.

„Die Risiken für Haniel sind derzeit nicht zu beziffern“, sagte Trützschler. Nach seinen Angaben gebe es derzeit 1600 „vermeintlich Betroffene“, die bröselnde Steine verbaut haben könnten. 1200 Fragebögen seien verschickt worden, von denen 1000 ausgefüllt zurück gekommen seien. Nach bisherigen Erkenntnissen hätten rund die Hälfte einen „vermeintlichen Schaden“, den die Dekra jetzt prüfe.

Trützschler, der seit 2000 im Haniel-Vorstand saß, hatte am Montag seinen letzten Arbeitstag in Duisburg. Er tritt in den Ruhestand und steht auf der Vorschlagsliste für einen Sitz im Aufsichtsrat der Deutschen Bank.