Essen. . Das Landgericht Essen urteilt, dass der einstige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff seine Pflichten verletzt hat und Schadenersatz zahlen soll. Middelhoffs Gegner vor Gericht heißt Hans-Gerd Jauch – der Vetter des Fernsehmoderators Günther Jauch.

Thomas Middelhoff hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Immer wieder bestritt er, dem einstigen Karstadt-Mutterkonzern Arcandor finanziellen Schaden zugefügt zu haben. Das Essener Landgericht sieht die Sache allerdings anders. Die Richter stellten nun fest, Middelhoff habe beim Verkauf eines Kaufhauses in Wiesbaden seine Pflichten verletzt. Damit droht Middelhoff und drei weiteren ehemaligen Konzernvorständen, dass sie Schadenersatz in Millionenhöhe zahlen müssen.

Middelhoffs Gegner in dem Prozess ist der aktuelle Arcandor-Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch. Der Vetter des Fernsehmoderators Günther Jauch hat den Fall vom bisherigen Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg übernommen.

Nach der Verhandlung vor dem Essener Landgericht sprach Jauch von einem „Meilenstein“. Er betonte, das Gericht habe eindeutig eine Pflichtverletzung von Middelhoff festgestellt. Allerdings könne es noch Jahre dauern, bis es tatsächlich zu einer Schadenersatz-Zahlung kommt.

Middelhoff blieb Essen fern

Middelhoff ließ seine Anwälte für sich sprechen. Der einstige Arcandor-Chef war nicht in Essen erschienen. Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller kündigte an, den Fall vor das Oberlandesgericht Hamm zu bringen.

In dem Verfahren geht es um komplexe Immobiliengeschäfte, die mehrere Jahre zurückliegen. Der Vorwurf: Karstadt-Warenhäuser sollen zu günstig an einen Investor verkauft und zu teuer zurückgemietet worden sein.

Die Essener Richterin Regina Pohlmann erklärte, dem Grunde nach seien Middelhoff und drei weitere Ex-Vorstände von Arcandor dazu verpflichtet, Schadenersatz zu zahlen. Über die Höhe der Summe müsste allerdings gesondert verhandelt werden. Ein Gutachten des Arcandor-Insolvenzverwalters beziffert die entstandenen Schäden auf bis zu 46 Millionen Euro. Ursprünglich hatte Jauchs Vorgänger Görg rund 175 Millionen Euro Schadenersatz von Middelhoff und Co. verlangt. Sollte Middelhoff zahlen müssen, springt womöglich eine Manager-Versicherung für ihn ein.

Klagen gegen Aufsichtsräte zurückgewiesen

Klagen gegen mehrere einstige Aufsichtsratsmitglieder von Arcandor hat das Landgericht Essen zurückgewiesen. Ihnen seien keine Pflichtverletzungen nachzuweisen, hieß es zur Begründung.

Der frühere Bertelsmann-Manager Middelhoff war 2005 an die Spitze von Arcandor gerückt. Rund vier Jahre später musste er gehen. Wenige Monate später stellte der Essener Handels- und Touristikkonzern einen Insolvenzantrag. Allein bei Karstadt zitterten zwischenzeitlich etwa 25.000 Mitarbeiter um ihre Jobs. Schließlich übernahm der Investor Nicolas Berggruen die Warenhauskette.

Vor dem Landgericht Essen läuft noch ein weiterer Schadenersatz-Prozess gegen Middelhoff und andere Manager. Dabei geht es unter anderem um den Vorwurf, das Management habe überzogene Bonuszahlungen und Abfindungen kassiert. Auch das Verfahren der Bochumer Staatsanwaltschaft, die wegen des Verdachts der Untreue gegen Middelhoff ermittelt, läuft weiter.