Bonn. Im Kerngeschäft - Festnetz und Mobilfunk - brechen der Telekom die Gewinne weg. Deshalb sucht sich das Unternehmen ein neues Betätigungsfeld - und ist im Stromsektor fündig geworden. Mit der Vernetzung von Kellerheizkraftwerken will die Telekom künftig Geld verdienen.
Bei Festnetz und Mobilfunk brechen der Deutschen Telekom die Gewinne weg: Deshalb drängt der Telekommunikationskonzern nun ins Stromgeschäft. Allerdings wendet sich das Unternehmen nicht an Privatkunden, sondern an die großen Energieversorger - vor allem an Stadtwerke. Für sie will die Telekom den Aufbau und die Fernsteuerung kompletter Netze von kleinen, dezentralen Blockheizkraftwerken (BHKW) übernehmen, wie ein Telekom-Sprecher am Freitag berichtete. Er bestätigte damit einen Bericht der "Financial Times Deutschland".
Kleine Blockheizkraftwerke bestehen aus einem Motor, der sowohl Warmwasser als auch Strom liefert, und können auch nachträglich in Ein- und Mehrfamilienhäusern oder kleinen Gewerbebetrieben installiert werden. Die Bundesregierung fördert seit Anfang April die Anschaffung solcher Mini-Kraftwerke für den Hauskeller wieder mit Investitionszuschüssen von bis zu 3.450 Euro.
Anlagen können per Fernsteuerung geregelt werden
Die Leiterin des Konzerngeschäftsfelds Energie bei der Telekom, Gabriele Riedmann de Trinidad, sagte, das Bonner Unternehmen ermögliche es Energieversorgern, ihren Kunden zügig kleine Blockheizkraftwerke anzubieten und diese dann als virtuelles Kraftwerk zu steuern. Per Fernsteuerung können die Energieversorger die Anlagen je nach Strombedarf hoch- oder herunterfahren, um die schwankenden Stromlieferungen von Windparks und Solaranlagen auszugleichen.
Bei dem Projekt arbeitet die Telekom mit dem BHKW-Hersteller Motoren AT und dem Spezialisten für Energie-Kommunikation GreenCom Networks zusammen.
Hersteller erwartet Boom bei kleinen Blockheizkraftwerken
Der Geschäftsführer von Motoren AT, Dragan Popov, sagte, das Unternehmen erwarte für die nächsten Jahre einen Boom bei kleinen Blockheizkraftwerken. "Die Bundesregierung will den Anteil der hoch effizienten Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung von derzeit rund 16 Prozent auf 25 Prozent bis 2020 steigern - auch mithilfe von kleinen BHKWs", sagte er.
Die Telekom ist allerdings nicht der erste branchenfremde Konzern, den das Geschäft lockt. Seit 2010 baut der Autohersteller Volkswagen gemeinsam mit dem Hamburger Anbieter Lichtblick dezentrale Kellerkraftwerke auf der Basis von umgebauten Automotoren.
Die ersten 420 "Zuhause-Kraftwerke" laufen Lichtblick zufolge bereits in Norddeutschland, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Während Lichtblick die Stromeinspeisung zentral steuert, versorgen die Anlagen über große Pufferspeicher Wohngebäude, Schulen und Gewerbebetriebe mit Wärme.
Lichtblick will in Zukunft 100.000 dezentrale "Zuhause-Kraftwerke" mit einer Gesamtleistung von zwei Gigawatt installieren - das entspräche der Leistung zweier Kernkraftwerksblöcke.