Bochum. . Die Telekom hat Medienberichte bestätigt, dass der Konzern darüber nachdenkt, sich in den Kampf um Kabel- und Satellitenübertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga einzumischen. „Ich wundere mich, dass alle mit dem Monopol beim Pay-TV zufrieden sind, sagte Telekom-Chef René Obermann in Bochum. Obermann will den Konzern aus Bonn beim Bezahlfernsehen und bei der Bereitstellung von Internetdiensten zum Marktführer machen. Dabei setzt er auch auf den Ausbau des Glasfaserkabel-Netzes.

Telekom-Chef René Obermann versteckt Kampfansagen gern hinter einem Lächeln. Als er, der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Telekommunikationskonzerns, gestern neben Wijnand Donkers steht, dem Chef des größten deutschen Immobilienunternehmens, bläst der 49-Jährige gewohnt unaufgeregt zur Attacke.

„Wir treten in direkte Konkurrenz zu den Kabel-Unternehmen in deren ureigenstem Revier“, sagt Obermann vor Journalisten in Bochum. Um nur wenige Augenblicke später durch die Blume zu bestätigen, was die Financial Times gestern berichtete: Dass die Telekom auch beim Bezahl-Fernsehen angreifen will. Auf die Frage, ob der Bonner Konzern tatsächlich plane, für Kabel- und Satelliten-Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga mitzubieten, antwortet er: „Es wundert mich, dass sich alle beim Pay-TV mit einem Monopol zufrieden geben.“ Ein Dementi klingt anders.

Obermann ist ein bekennender Fan des Bezahlfernsehens. Er sieht dort große Wachstumspotenziale, ebenso auf dem Markt für Internetdienste. Über kurz oder lang will er die Telekom auf beiden Gebieten zum Platzhirschen machen. Zuletzt hat er auf der Cebit deshalb „das Kaufhaus der Zukunft in digitaler Form“ ausgerufen, in dem Kunden Applikationen für Smartphones und Tablet-PCs bekommen oder Musik, Videos und Fotos verwalten können. Die Telekom solle zum „Weltmarktführer für vernetztes Leben und Arbeiten“ werden, sagt Obermann gestern. Die Menschen sollen Zugriff bekommen auf alles, was sie wollen – und wo immer sie sind.

Voraussetzung dafür ist ein schnelles Netz, zu Hause wie unterwegs. Die Deutsche Telekom plant deshalb in den kommenden Jahren Milliarden-Investitionen unter anderem in das Glasfasernetz. Das garantiert sehr hohe Datenübertragungsraten von bis zu 200 Megabit pro Sekunde. Es ist flotter als das, was die Deutschen bisher über DSL oder VDSL kennen. Das neue Netz liefert das, was die alten Netze auch liefern: Internet, Telefon und Fernsehen.

200 000 Wohnungen pro Jahr will die Telekom erschließen und so ihre Marktstellung verbessern. Sie will Kabelnetzbetreibern wie Unity Media Paroli bieten, die der Telekom mit ihren Kombipaketen zuletzt das Leben schwer gemacht haben. Jetzt will Obermann mit Geschwindigkeit zurückschlagen.

„Wir sind offen für weitere Partnerschafen“

Die Telekom arbeitet deshalb unter anderem mit dem Wohnungsunternehmen Deutsche Annington zusammen. Bis 2013 sollen zunächst 42 000 Wohnungen in NRW Zugang zum Glasfasernetz bekommen, danach weitere 120 000. Auch andere Firmen der Wohnungswirtschaft oder Stadtwerke umwirbt Obermann. „Wir sind offen für weitere Partnerschaften.“

Knackpunkte der Charmeoffensive: Über strategische Partnerschaften will die Telekom die hohen Investitionskosten stemmen, die mit dem Verlegen der Glasfaserkabel verbunden sind und die dessen Refinanzierung erschweren. Die notwendigen Tiefbauarbeiten machen das Projekt teuer. Im Schnitt kostet der Anschluss einer Wohnung 1000 bis 1500 Euro. Darüber hinaus braucht die Telekom das Einverständnis der Eigentümer. Über ihre Partner erhofft sie sich Hilfe beim Tiefbau, eine schnelle Abwicklung der Anschlüsse und einen Draht zu Millionen Kunden. Diesen könnte die Telekom bei Internet, Telefon und Fernsehen diverse neue Produkte und Pakete anbieten. „Zu Preisen machen wir noch keine Aussagen, aber wir werden uns wettbewerbsorientiert gegen die Kabelbetreiber aufstellen,“ sagt Obermann.

Beim einfachen Kabel-TV könnten einige Verbraucher durchaus Geld sparen. Die Annington will die Glasfaser-Anschlüsse für etwa zehn Euro pro Monat an ihre Mieter weitergeben, wie Chef Donkers erklärt. Bisher zahlten Kunden für einen individuell ausgehandelten Vertrag 15 bis 17 Euro.

In Sachen Bundesliga-Übertragung hat die Telekom bisher nur eine Lizenz fürs Internet. Dafür hat sie Liga-Total entwickelt, das etwa 160 000 Kunden zählt. Bis Mai sollen die Kabel- und Satellitenrechte für die Jahre 2013 bis 2017 vergeben sein. Diese hält bisher der Pay-TV-Sender Sky. Die Lizenzen der Deutschen Fußballliga (DFL) haben bisher einen Wert von jährlich mehr als 400 Millionen Euro.