Washington/Chicago. Die “Encyclopaedia Britannica“ wird nach 244 Jahren nicht mehr weiter auf Papier gedruckt. Die Verkaufszahlen waren zuletzt überschaubar geworden, deshalb wird es ab jetzt eine Internet-Version geben. Schon seit gut zehn Jahren wurde dieser Schritt diskutiert.
Auf diesen neuen Eintrag bei Wikipedia darf man demnächst gespannt sein: Nach 244 Jahren ist eines der angesehensten Nachschlagewerke der Welt, die „Encyclopaedia Britannanica“, gestern endgültig im digitalen Zeitalter angekommen. Das 32 Bände starke Kompendium, nach Angaben seines schweizerischen Besitzers Jacob Safra ein „Kronjuwel des gesammelten Weltwissens“, wird nicht mehr weiter auf Papier gedruckt.
Jorge Cruz, Präsident des in Chicago beheimateten gleichnamigen Verlages, begründete den seit gut zehn Jahren diskutierten Schritt mit den zuletzt sehr überschaubar gewordenen Verkaufszahlen, die vor allem dem Aufstieg der Gratis-Wissensdatenbank Wikipedia geschuldet sein dürften. So wurden von der aktuellen 2010er Gesamtausgabe der „Britannica“ nur 8000 Exemplare verkauft, 4000 Kompendien mussten eingelagert werden. Die englische Wikipedia-Version bietet rund vier Millionen Artikel, die "Britannica" zum Preis von zuletzt 1400 Dollar, kam auf rund 120 000.
Freud und Einstein schrieben für "Britannica"
Laut Cruz wird die regelmäßig von bis zu 4000 Zulieferern fortgeschriebene Internet-Version für jährlich 70 Dollar zu abonnieren sein. Universitäten zahlen pro Student einen Dollar. Das Nachschlagewerk war 1768 erstmalig in der schottischen Stadt Edinburgh verlegt worden. Zu den Wissenschaftlern, die Fach-Beiträge für das Werk geschrieben haben, gehörten unter anderen Sigmund Freud und Albert Einstein.
A.J. Jacobs kannte die Enzyklopädie besser als jeder andere
Am traurigsten über das Ende nach fast einem Vierteljahrtausend ist der Schriftsteller A.J. Jacobs. Für sein Buch "Britannica und ich" ("The Know-It-All") hatte der New Yorker Journalist sich ein Jahr lang durch alle Bände gewühlt. Bei seinen Recherchen stieß Jacobs auf Details, die künftigen Nutzern der Internet-Version verwehrt bleiben. So nahm der Antarktis-Forscher Ernest Shackleton einen Britannica-Band mit ins Eis. Er verbrannte ihn, um sich zu wärmen. Kann man mit dem Internet heizen?