Hagen. . Vor der Hauptversammlung im März spitzt sich der Machtkampf beim Hagener Unternehmen zwischen der Gründerfamilie Kreke und dem Drogeriekönig Erwin Müller zu. Dessen Übernahmepläne beflügeln den Aktienkurs des Lifestyle-Konzerns. Aktienexperten sind jedoch beunruhigt.

Jahreshauptversammlungen bei der Douglas Holding waren in der Vergangenheit überwiegend von Ruhe, Gelassenheit und einem reichhaltigen Buffet geprägt. Das könnte beim Treffen der Aktionäre in der Hagener Stadthalle am 21. März 2012 diesmal anders sein. Es läuft nicht wie gewohnt rund beim „Lifestylekonzern mit Herz“, der bisher unbeirrt von Aufsichtsrat Jörn Kreke und seinem Sohn Henning als Vorstandsvorsitzendem geleitet wurde.

Fast ein Drittel der Douglas-Aktien befindet sich in Streubesitz. Aber es sind nicht die mit stabiler Dividende belohnten Kleinaktionäre, die der Parfüm-Dynastie Kreke in die Suppe spucken wollen. Es ist der Drogeriekönig Erwin Müller aus Ulm. Seit 2009 schnuppert Müller am Konzern und kauft bei guter Gelegenheit Aktienpakete zu. 10,81 Prozent darf sich der beinahe 80-Jährige bereits direkt zurechnen lassen. Weitere 2,03 Prozent werden ihm indirekt zugeschrieben. Allein damit läge er bei einem Anteil von 12,84 Prozent – und vor Krekes. Jörn Kreke, Sohn von Herbert Eklöh (Hussel), hat den Konzern in den 1970er-Jahren aufgebaut und zu dem gemacht, was er heute ist. Ein Handelsunternehmen mit den Bereichen Süßwaren (Hussel), Parfümerien, Schmuck (Christ) und Buchhandel (Thalia).

Drogerie-Unternehmer Müller beflügelt Douglas-Kurs

Krekes und Eklöhs sollen zusammen mit der Oettker-Gruppe (25,81 Prozent) über 50 Prozent an Douglas halten – und möchten sich wohl nicht ins Geschäft reden lassen. Erwin Müller hatte die Idee geäußert, mit Douglas Synergien heben zu wollen, etwa beim Einkauf. Er kassierte eine Abfuhr. Kenner vermuten, dass Müllers unternehmerischer Ehrgeiz dadurch nur noch gewachsen ist. Und das könnte schon bald auch für seinen Anteil am Hagener Konzern zutreffen. Am vergangenen Freitag musste Müller aufgrund einer Änderung im Wertpapierhandelsgesetz offen legen, dass er Kaufoptionen für weitere 15,5 Prozent hält, von denen die erste theoretisch bis zum 2. März in Anspruch genommen werden müsste.

Die Bewegungen hinter den Kulissen beflügeln immer wieder den Aktienkurs. Einen Tag nach der mageren Bilanz für 2010/2011 im Januar machte das Wertpapier einen Sprung von gut 25 Euro auf über 33 Euro. Für diese Phantasie sorgten Krekes mit der Nachricht, mit Hilfe von Finanzinvestoren die Aktie möglicherweise aus dem Handel zu nehmen. Zwischenzeitlich sackte der Kurs wieder.

Seit Bekanntwerden der Müller-Optionen geht es wieder aufwärts. Allein am Montag stieg der Kurs um 6 Prozent. Douglas war MDax-Gewinner. Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mit Sitz in Düsseldorf beobachtet die Entwicklung mit Skepsis. „Es entwickelt sich zu einer Art Schlammschlacht der Großaktionäre“, sagte Kurz gegenüber der WR.

Schlechte Zeichen für Privatanleger

In den vergangenen 18 Monaten war ziemlich viel Bewegung in der Anteilseignerstruktur. Das sorgt für Unruhe und viele Bewegung im Kurs. Aus Sicht der DSW ist das immer schlecht für Privatanleger. Die beiden Parteien sollten sich einigen und um das eigentliche Geschäft kümmern, die strategisch richtigen Entscheidungen treffen“, so Kurz. Dafür sei Ruhe im Konzern sicher hilfreicher als die jetzige Situation. Aus Sicht der Kleinanleger ist die Lage beunruhigend. Sollte es Krekes gelingen, die im MDax notierte Aktie vom Markt zu nehmen, dann wohl eher über ein „Delisting“ als ein „Squeeze out“.

Beim „Delisting“ benötigen Krekes 75 Prozent der Anteile. Douglas bliebe AG, es würde weiter Hauptversammlungen und vielleicht auch ein Buffet geben. Kleinaktionäre könnten Kleinaktionäre bleiben. Ihre Chance, die Aktien gut zu verkaufen wäre aber geringer. Für ein „Squeeze out“ wären 95 Prozent der Anteile nötig. Die restlichen Aktionäre könnten dann über Abfindungen hinausgeworfen werden.

Das allerdings wäre nur mit Müller und nicht gegen ihn möglich. Dafür hält er heute schon zu viele Anteile. Und hat eben Optionen in der Hinterhand. Ob er die tatsächlich kurzfristig ziehen müsste, ist nicht unbedingt gesagt. Mittlerweile gehört die Schweizer Bank Sarasin mit über 8 Prozent ebenfalls zu den Douglas- Aktionären. Sarasin ist eine Tochter der niederländischen Rabobank, die so nach und nach in der jüngeren Vergangenheit Anteile an Douglas erworben hat. Informierte Kreise vermuten eine enge Geschäftsbeziehung zwischen Rabobank und dem Unternehmer Müller, der ab 25 Prozent Anteile bei Douglas eine Sperrminorität besäße.

Ob Krekes die deutliche Einflussnahme verhindern können, scheint fraglich. Das Unternehmen lehnt jeglichen Kommentar zu aktuellen Eigentümerverhältnissen und dem Engagement von Müller ab. Allerdings schaltete sich gestern das Kartellamt ein. Eine Beteiligung von 25 Prozent müsste zur Prüfung vorgelegt werden. Sogar schon unterhalb dieser Schwelle könnte der Fall kontrollpflichtig werden, wenn Müllers Engagement wettbewerblich erheblichen Einfluss entfaltet. Eine Entwicklung, die Krekes schmecken könnte.