New York. Der Schritt war lange erwartet worden - nun macht Facebook ernst. Das soziale Netzwerk geht an die Börse. Am Mittwoch nach Börsenschluss reichte Facebook die nötigen Unterlagen ein. Der Börsengang soll dem Unternehmen bis zu fünf Milliarden Dollar in die Kassen spülen.
Facebook geht an die Börse. Das Internetnetzwerk teilte am Mittwochabend nach Börsenschluss in New York mit, damit bis zu fünf Milliarden Dollar einnehmen zu wollen. Derzeit zählt das Netzwerk nach eigenen Angaben 845 Millionen aktive Nutzer.
Der Börsengang gilt als größter alller Zeiten in der IT-Branche. Unterdessen kam aus Deutschland, wo allein 20 Millionen Nutzer leben, neue Kritik am Geschäftsmodell der Firma.
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, warnte am Dienstagabend auf Phoenix: "Man soll von der Wiege bis zur Bahre und darüber hinaus im Netz präsent sein." So könne die "kulturelle Errungenschaft des Vergebens und Vergessens" verschwinden.
Analysten warteten gespannt auf Börsengang
Der Analyst der Beratungsfirma Gartner, Michael Gartenberg, hat jedoch wie elektrisiert auf den Börsengang gewartet. "Bei sozialen Netzwerken ist Facebook der Platzhirsch schlechthin. Es ist die Firma, an der sich alle messen", sagte Gartenberg. Auch wenn das Unternehmen mit Sitz in Palo Alto/Kalifornien inzwischen auf die Marke von einer Milliarde Nutzer zusteuere, sehe er für den Konzern noch immer "riesige Wachstumsmöglichkeiten" voraus.
Facebook verbindet heute gut 800 Millionen Nutzer, von denen nur ein Viertel überhaupt im Heimatmarkt sitzen. Großes Potenzial bieten laut Gartenberg Lateinamerika und Asien. Der Konzern arbeite zudem daran, sich neben der Werbung neue Erlösquellen zu erschließen - etwa im Mobilgeschäft und mit Online-Spielen, Musik und Filmen.
Kritik am Geschäftsmodell hält an
Gründer Mark Zuckerberg könnte mit dem Börsengang einer der reichsten Menschen der Welt werden. Aber auch viele Mitarbeiter dürften von Aktien-Optionen profitieren und reich werden. Erste Kritiker fürchten, damit könnte sich Facebook von einem sehr agilen Start-up zu einem schwerfälligen Konzern wandeln. Gartenberg glaubt jedoch nicht daran: "Die Wendigkeit, die sie jetzt unter Beweis stellen, werden sie auch weiterhin an den Tag legen."
Börsengang sorgt für Transparenz
Offen blieb hingegen zunächst, ob Kleinanleger bei einem Börsengang von Facebook eine Chance hätten, Aktien zu bekommen. "Da spielt auch eine Rolle, welche Zahl von Aktien am Ende an den Markt geht", sagte der Teamleiter Vermögensverwaltung der Quirin Bank, Maik Haufe, am Mittwoch der dapd.
Nicht zuletzt könne Facebook auch ein Ziel von Spekulanten sein. Das Unternehmen sei überdies wegen seiner gigantischen Nutzerzahl mit keinem anderen vergleichbar. Haufe sprach von einem "Hype", wollte aber keine Parallele zur geplatzten Blase am Neuen Markt ziehen.
Von einem Börsengang könnten auch Nutzer und Datenschützer profitieren. Das Unternehmen ist Haufe zufolge "in der Vergangenheit natürlich bei weitem nicht so transparent gewesen, wie es in der Zukunft sein wird", sagte der Banker. Mit einer Notierung in den USA kämen auf Facebook viele Veröffentlichungs-Pflichten zu. (dapd)