Brüssel. . Die zuständigen EU-Minister haben die Fangquoten für bestimmte Fische angehoben, weil sich ihre Bestände erholt haben. Doch Umweltschützer geben keine Entwarnung.
Einige Fischbestände haben sich so erholt, dass die zuständigen EU-Minister jetzt die Fangquoten für 2012 angehoben haben. Besonders Hering, Scholle und Kabeljau können wieder in größeren Mengen aus Nordsee und Nordatlantik gezogen werden. Von Entwarnung kann aber keine Rede sein. So warnt die Umweltschutz-Organisation WWF, dass 85 Prozent der Fischbestände weltweit überfischt oder bedroht seien.
Die Experten von Greenpeace erklären, warum das so ist: „Industrielle, hochmodern gerüstete Fangflotten plündern die Weltmeere und dringen in immer entferntere Gebiete und größere Tiefen vor.“ In europäischen Meeren seien fast neun von zehn Speisefisch-Beständen überfischt oder bedroht.
Dagegen können Verbraucher aber etwas tun: „Kaufen Sie nur noch Fischprodukte mit den Siegeln von MSC, Bioland oder Naturland“, raten die WWF-Experten. Diese kennzeichnen in Zuchtfarmen aufgezogenen Fische in Bioqualität beziehungsweise Wildfische. „MSC“ steht für „Marine Stewardship Council“. Diese unabhängige nichtstaatliche Organisation sitzt in London. Sie zertifiziert weltweit Fischereien, die nur so viel fischen, damit die Tierbestände nicht schrumpfen.
Auch wer auf Billig-Shrimps, Seeteufel und Aal verzichte, tue etwas für die Natur. Beim Alaska-Lachs und dem Pazifischen Lachs komme es auf die Herkunft an. Dagegen seien die Bestände von Rotbarsch und Seezunge überfischt.
Was man beachten soll, wenn ein Fisch keinen Siegel hat
Hat der Fisch keinen Siegel, kommt es sowohl auf die Fischart als auch auf die Gewässer an, in denen die Tiere gefangen werden. Als „Gute Wahl“ empfiehlt WWF Atlantischen Heilbutt, Steinbutt, Seezungen und Karpfen aus Zuchtfarmen in Europa - und Schollen aus der Nordsee. Kabeljau aus der Nordost-Arktis, der Norwegischen See und der östlichen Ostsee könne ebenfalls bedenkenlos verzehrt werden.
Eine gute Wahl sind auch Makrelen aus dem Nordwest-Atlantik, in Westeuropa gezüchtete Miesmuscheln und Pazifischer Lachs aus Alaska. Das gleiche gilt für Tilapia aus Zuchtfarmen. Zander aus der Ostsee sei bei Hunger auf Fisch ebenfalls zu empfehlen.
Welche Fische man meiden sollte
Der WWF empfiehlt, von einigen Fischarten aus bestimmten Gewässern möglichst die Finger zu lassen. Die Experten raten, keinen Aal aus Europa und keinen Lachs aus dem Nordost-Atlantik zu kaufen. Und nicht zu Atlantischem Heilbutt oder Atlantischem Lachs zu greifen, der im Nord- beziehungsweise Nordost-Atlantik gefangen wird..
Auch Blauflossenthun sei nicht empfehlenswert, ebenso wenig Rotbarsch aus dem Nordwest-Atlantik. Das gleiche gelte für Doraden aus dem Mittelmeer und Eismeergarnelen aus der nördlichen Nordsee sowie dem Nordwest-Atlantik.
Laut Greenpeace bieten Supermärkte immer öfter umweltschonend gefangenen Fisch an. Die Experten prüften das Fischangebot von 15 Ketten. Keine sei mit „rot“, also schlecht bewertet worden. Vor einem Jahr hatten noch Aldi Nord, Kaiser’s Tengelmann und Metro eine „rote Karte“ erhalten. Allerdings vergab Greenpeace auch keine einzige positive „grüne Karte“. Alle untersuchten Supermarkt-Ketten hätten sich Richtlinien für einen umweltschonenden Fischeinkauf erarbeitet. „Ein Fortschritt bei Nachhaltigkeit, Kennzeichnung und Transparenz ist deutlich sichtbar“, sagte Greenpeace-Meeresbiologin Iris Menn.
Jeder Bürger isst im Schnitt 15,7 Kilogramm Fisch im Jahr
In Deutschland isst jeder Bürger im Schnitt 15,7 Kilogramm Fisch im Jahr. Besonders häufig auf die Teller kommen laut Greenpeace Alaska-Seelachs, Hering und Lachs. Die meisten Bürger griffen zu Fisch aus der Tiefkühltheke (34 Prozent) und in Dosen oder Marinaden (26 Prozent). Lediglich acht Prozent des gekauften Fischs sei frisch.