Düsseldorf. . Die Hängepartie um die Zukunft der Warenhauskette Kaufhof geht weiter. Der Aufsichtsrat fällte am Freitag keine Entscheidung über einen Verkauf. Mit den beiden Interessenten Benko und Berggruen soll weiter verhandelt werden.

Den mehr als 20.000 Kaufhof-Mitarbeitern steht ein unruhiges Weihnachtsfest bevor. Denn der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Metro hat die Entscheidung über den geplanten Verkauf der Warenhauskette bis ins nächste Jahr verschoben. Die Gespräche mit beiden Kaufinteressenten, dem Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen und dem österreichischen Immobilieninvestor Rene Benko, würden weitergeführt, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag nach einer Sitzung des Kontrollgremiums.

Berggruen hatte in dieser Woche überraschend ein verbessertes Angebot vorgelegt, wie sein Sprecher und die Metro bestätigten. Nach Informationen des „Handelsblatts“ bietet er darin nicht nur einen höheren Preis, sondern macht auch deutlich, dass er am Kaufhof-Management und dem Mitarbeiterstamm festhalten will. Dies könnte seine Chancen gegenüber dem bisher vorliegenden Angebot Benkos erhöhen.

Denn bisher schreckten vor allem die Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium vor einem Verkauf an Berggruen zurück, weil sie im Zuge der Fusion der beiden Warenhausunternehmen zu einer Deutschen Warenhaus-AG einen massiven Arbeitsplatzabbau befürchten.

Ermittlungen gegen Benko

Berggruen hatte bislang allerdings noch keinen Zugang zu den Datenräumen von Kaufhof. Vor der Abgabe eines verbindlichen Angebots würde er deshalb wohl noch einige Zeit brauchen, um die Daten zu sichten. Zumal die Metro die Börse erst kürzlich wegen der mangelnden Konsumlust der Verbraucher vor Weihnachten mit einer Gewinnwarnung schockte, zu der wohl auch der Kaufhof beitrug.

Bislang galt Benkos österreichische Immobilienfirma Signa als Favorit im Bieterrennen. Sie hatte als einzige Zugang zu den Datenräumen und legte bereits ein bindendes Angebot für den Kaufhof vor. Allerdings bereiten Benko Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien wegen des Verdachts der Geldwäsche ein Problem. Solange diese Verdächtigungen nicht ausgeräumt seien, sei ein Verkauf an den Österreicher kaum möglich, hieß es in Metro-Kreisen.

Nach Informationen des „Handelsblattes“ nehmen derzeit mehrere Anwälte, die Benko, Metro und die den möglichen Deal finanzierenden Banken entsandt haben, Einsicht in die Akten, um die Brisanz des Verfahrens einschätzen zu können. Benko hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Personalfragen geklärt

Klarheit schuf der Metro-Aufsichtsrat am Freitag dagegen in Personalfragen. Das Kontrollgremium berief den bisherigen Finanzchef von Metro Cash & Carry, Mark Frese, zum neuen Finanzvorstand des Mutterkonzerns Metro. Frese ersetzt Olaf Koch, der zum Jahreswechsel den Vorstandsvorsitz des Unternehmens übernimmt.

Veränderungen gab es auch im Aufgabenbereich der übrigen Vorstände. Der lange Zeit ebenfalls als möglicher Nachfolger von Vorstandschef Eckhard Cordes gehandelte Metro-Vorstand Joel Saveuse werde sich künftig wieder ausschließlich um die SB-Warenhauskette Real kümmern, erklärte das Unternehmen. Die Aufgaben von Saveuse bei den europäischen Großhandelsmärkten des Konzerns würden künftig wieder - wie schon vor dem Frühjahr 2010 - von Vorstand Frans Muller übernommen. (dapd)