Solingen. Der Klamottenhändler Kik will seine Angebotspalette erweitern: Nicht mehr nur Billig-Klamotten, sondern auch Qualitätsware soll demnächst an den Kleiderständern hängen. Im letzten Jahr hat das Unternehmen mehr Umsatz erwirtschaftet, nur im Online-Geschäft hält sich Kik zurück.

Knapp 18 Jahre nach seiner Gründung will Deutschlands größter Textildiscounter KiK ein Stück erwachsener werden. Neben der "klassischen" Billigschiene will der Discounter künftig verstärkt modischere Produkte zu etwas höheren Preisen anbieten. Außerdem sollen die Filialen attraktiver werden. "Helligkeit rein, rot raus", beschrieb KiK-Geschäftsführer Michael Arretz am Dienstag das neue Ladenkonzept, das bis 2015 in allen Filialen umgesetzt werden soll.

Der Textildiscounter ist eine der größten Erfolgsgeschichten der vergangenen Jahrzehnte im deutschen Einzelhandel. 1994 von Stefan Heinig gegründet, verfügt das Unternehmen inzwischen über 3.100 Filialen in Europa und machte zuletzt 1,66 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Bis 2015 soll die Zahl der Filialen auf 4.000 steigen.

Aldi als Vorbild für Kik

Vorbild für Firmengründer Heinig bei der Entwicklung von KiK war der Lebensmitteldiscounter Aldi. Und das Rezept funktionierte auch im Textilhandel, wie das stürmische Wachstum des Unternehmens beweist. Dennoch sieht KiK-Manager Arretz noch einen langen Weg, um ein ähnliches Markenimage wie das Essener Vorbild zu erreichen. Bei Aldi kaufe heute jeder ein - unabhängig vom Einkommen. Im Textilbereich sei der Discount dagegen noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. In manchen Kreisen sei der Einkauf bei KiK noch ein Tabu, sagte Arretz.

Beim Angebot verlässt sich KiK allerdings nicht nur auf sein Preisimage, sondern besetzt gezielt auch Nischenmärkte wie Umstandsmode und Übergrößen. In den Läden findet sich sogenannte Queen- und King-Size-Bekleidung bis Größe 5XL.

Kik hält sich beim Online-Shopping zurück

Allerdings geriet KiK in der Vergangenheit auch wiederholt in die Kritik: wegen der niedrigen Bezahlung von Mitarbeitern und den Zuständen bei Zulieferfirmen in Bangladesch. Hier versucht das Unternehmen inzwischen gegenzusteuern. Es führte in Deutschland einen Mindestlohn von 7,50 Euro ein. Außerdem wurde in dieser Woche in Bangladesch eine Service-Einheit eröffnet, die den KiK-Lieferanten bei der Verbesserung der Produktqualität und der Arbeitsbedingungen gleichermaßen Hilfe leisten soll.

Seinen stürmischen Wachstumskurs will der Konzern auch in den nächsten Jahren fortsetzten, nicht nur in Deutschland. Schon jetzt ist das Unternehmen in Österreich, Tschechien, Slowenien, Ungarn, der Slowakei und Kroatien präsent. Im kommenden Jahr sollen erste Testmärkte in Polen eröffnet werden.

Vorjahresumsatz will Kik übertreffen

Der Start ins Jahr 2011 sei verheißungsvoll gewesen, berichtete Arretz. Nicht zuletzt dank zahlreicher Neueröffnungen werde KiK 2011 den Vorjahresumsatz von 1,66 Milliarden Euro übertreffen. Und auch für 2012 sehe das Unternehmen sehr gute Perspektiven. Das Ergebnis liege weiter "deutlich im schwarzen Bereich". Genaue Angaben macht das Unternehmen hier traditionell nicht.

Zurückhaltend zeigt sich KiK bislang allein bei einer Geschäftsidee: dem Internet-Shopping. Auf der Internetseite des Unternehmens heißt es lakonisch: "Bitte beachten Sie, dass bei KiK keine Online-Bestellungen möglich sind." (dapd)