Solingen. .

Deutschlands größter Textildiscounter, KiK, verfolgt einen Strategiewechsel und hofft auf Imagegewinn. Gestern legte das Unternehmen mit Sitz im westfälischen Bönen den ersten Nachhaltigkeitsbericht in der noch jungen, 17-jährigen Firmengeschichte vor. „KiK ist im Jahr der Volljährigkeit, da wird es nötig, einiges zu ändern“, erklärte Michael Arretz, Geschäftsführer für den Bereich Nachhaltigkeit.

Der Textildiscounter lässt sein Sortiment im Wesentlichen in China und Bangladesch fertigen. Insgesamt erhalten die Böner Waren von über eintausend Lieferanten. Im überarbeiteten Verhaltenskodex für die Geschäftspartner würden Arbeitszeit, Bezahlung, Produktionsrahmenbedingungen nach ILO-Standard gewährleistet. Das bedeutet etwa, dass der ortsübliche Mindestlohn gezahlt werden müsse. In Bangladesch liegt der bei durchschnittlich rund 20 Euro pro Monat. Die Einhaltung der Standards sei bisher durch Agenturen in den Produktionsländern gewährleistet worden. Als Zeichen dafür, wie ernst es KiK mit dem Imagewandel zu sein scheint, wurde in diesem Monat in Dhaka in Bangladesch ein Servicebüro mit acht Mitarbeitern eröffnet, das die Einhaltung von Mindeststandards garantieren soll. Eröffnet habe das Büro die Tengelmann Gruppe, zu der auch KiK gehört. Zu den Aufgaben gehöre auch die Prüfung auf Schadstoffe wie Schwermetalle und andere giftige Substanzen.

Nachhaltigkeit ist auch ein Thema in den europaweit rund 3800 Filialen, etwa zwei Drittel in Deutschland, die aktuell alle aus dem rund 65 000 qm großen Logistikzentrum in Bönen beliefert werden. Energiesparlampen, Verpackung aus Recyclingmaterial nennt Arretz als Beispiele.

Acht Mitarbeiterkontrollieren in Asien Hunderte Lieferanten

Dass die 16 980 Mitarbeiter in Deutschland seit rund einem Jahr einen KiK-Mindestlohn von 7,50 Euro bekommen, zählt das Unternehmen ebenfalls zum Thema. „Ich hoffe auf eine bundesweit einheitliche Einigung der Tarifpartner, die wir dann auf jeden Fall erfüllen werden“, versichert Arretz.

Im europäischen Ausland arbeiten derzeit rund 3 000 Mitarbeiter. Seit September ist KiK in Kroatien vertreten, im kommenden Jahr „werden wir in Polen Filialen eröffnen“, so Arretz. Polen soll das Testgebiet für weitere Expansionen insbesondere in Osteuropa sein, auch außerhalb der EU. Zudem sei die Geschäftsführung kurz vor dem Abschluss einer Kooperation mit anderen Handelsunternehmen, um weiter zu wachsen. Die Zahlen für das laufende Jahr seien „sehr, sehr zufriedenstellend“ , verriet Arretz. Mit dem traditionell sehr guten Weihnachtsgeschäft werde KiK den Umsatz von 1,66 Milliarden Euro im Jahr 2010 „sicher noch toppen“. Allerdings wurde Umsatzzuwachs auch durch Neueröffnungen generiert. Auf vergleichbarer Fläche werde der Umsatz ähnlich wie im Vorjahr ausfallen. „Wir sind auf jeden Fall in den schwarzen Zahlen“.