Berlin. . Bei der Euro-Schuldenkrise sollten Politiker weniger reden und mehr handeln. Hans-Peter Keitel, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), warnt vor den Folgen eines Krisen-Pessimismus. In der Realwirtschaft in Deutschland gebe es noch keine Krise, betont Keitel.

Führende Vertreter der Wirtschaft warnen vor übertriebenem Pessimismus infolge der Euro-Schuldenkrise. „Im Moment haben wir in der Realwirtschaft in Deutschland noch keine Krise. Und wir sollten auch nicht so tun, als sei das so“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, am Freitag. Der Vorstandschef des Handelskonzerns Metro, Eckhard Cordes, pflichtete ihm bei: Es gebe zwar Anzeichen, noch sei der Funke von den Finanzmärkten aber nicht übergesprungen.

Derzeit seien Politiker, die sich unvorsichtig über die Krise äußerten, die größten Vernichter vorn Aktienwerten, sagte Richenhagen. Ein Kommentar zur Lage der Finanzmärkte könne die Kurse zum Purzeln bringen. „Früher waren die Politiker etwas sensibler“, sagte er. Derzeit hätten die Börsenkurse der Unternehmen relativ wenig mit dem Erfolg der Firmen zu tun. Wegen der Krisenangst seien sie vielfach zu niedrig. „Wer heute in vernünftige, solide Unternehmen investiert, der kann eigentlich nur profitieren.“

BDI-Chef Keitel stimmte in die Kritik an der Politik ein. Von den EU-Politikern forderte er, das Problem der Schuldenkrise anzupacken, „statt ständig drüber zu reden“. Es trage nicht zur Beruhigung der Märkte bei, wenn einmal gefasste Beschlüsse ständig zerredet oder geändert würden. Viele Ideen seien noch nicht in die Tat umgesetzt.

Lob für Bundeskanzlerin Angela Merkel

So sei der Hebel für den Euro-Rettungsfonds EFSF zwar grundsätzlich vereinbart, aber noch nicht in die Tat umgesetzt. Dennoch sei der EFSF-Chef Klaus Regling nach China gereist, um über eine chinesische Beteiligung an der Hebelung des Fonds zu verhandeln.

Trotz der Kritik an der Politik fand Keitel lobende Worte für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die deutsche Regierungschefin vermittle anders als viele ihrer Kollegen den Eindruck, dass sie in der Debatte über die Finanzkrise auf der Höhe der Zeit sei.

Die von vielen Banken-Vertretern abgelehnte Finanztransaktionssteuer hält Keitel nach eigenen Worten nicht für falsch. „Es geht darum, dass man die Prozesse reguliert“, sagte der BDI-Präsident. „Die Finanztransaktionssteuer ist für mich ein Instrument.“ Die Spekulation im Millisekundenbereich müsse in die Schranken gewiesen werden.

Gegen komplexe Finanzprodukte habe er aber nichts einzuwenden, wenn sie die dahinter stehende Produktion absicherten, sagte Keitel. „Auch die Industrie braucht Hedging.“ Als Hedging werden Geschäfte bezeichnet, mit denen sich Firmen gegen schwankende Wechselkurse oder Rohstoffpreise schützen. (dapd)